Betreibergesellschaft räumt ein Noch mehr Pannen in AKW
26.10.2001, 16:46 UhrIn deutschen Atomkraftwerken ist es erneut zu Verstößen gegen die Sicherheit gekommen. Nach zahlreichen Pannen im Atomkraftwerk Philippsburg bestätigte die Betreibergesellschaft Energie Baden Würtemberg (EnBW) nun Vorfälle in zwei weiteren Kernkraftwerken in Baden-Würtemberg. Die SPD warf unterdessen Landesumweltminister Ulrich Müller (CDU) vor, die Öffentlichkeit belogen zu haben und forderte seine Entlassung.
Nach Angaben des Unternehmens wurden in Obrigheim und Neckarwestheim zu geringe Füllstände der Flutbehälter des Notkühlsystems festgestellt. In Obrigheim lag der Füllstand der Flutbehälter, die eine Kernschmelze verhindern sollen, den Angaben zufolge im laufenden Jahr vorübergehend fünf Prozent unter dem Sollwert. Die Borsäure-Konzentration sei sechs Prozent zu niedrig gewesen. Beide Abweichungen seien in vorangegangenen Jahren ebenfalls aufgetreten. In Neckarwestheim sein im Jahr 1997 eine um vier Prozent zu geringe Füllmesse gemessen worden.
Ein unabhängiger Sonderprüfer soll nun alle sicherheitsrelevanten Vorgänge untersuchen und Konsequenzen aufzeigen. Er werd alle erforderlichen Handlungsfreiheiten und Zugang zu allen relevanten Unterlagen erhalten. Er sei nicht weisungsgebunden und könne seine Erkenntnisse ohne Einschränkungen veröffentlichen.
Im August war eine zu geringe Borsäure-Konzentration in den Flutbehältern des Blocks 2 im Atomkraftwerk Philippsburg zwei Wochen lang unbemerkt geblieben. Bei der Behebung dieses Fehlers wurde der Reaktor vorschriftswidrig nicht abgeschaltet. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe leitete inzwischen gegen die Verantwortlichen ein Ermittlungsverfahren ein. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) kündigte an, das Sicherheitsmanagement sämtlicher deutscher Reaktoren überprüfen zu lassen. Der Meiler Philippsburg II bleibt vorerst abgeschaltet.
Anschläge auf Bahnstrecken
Unterdessen haben zum fünften Mal innerhalb einer Woche militante Atomkraftgegner einen Anschlag auf eine Bahnstrecke in der Region Berlin verübt. Sie warfen am Freitag in der Nähe von Potsdam eine Hakenkralle auf die Oberleitung der Strecke Berlion-Brandenburg. Wie der Bundesgrenzschutz mitteilte, wurden die Leitung und der Stromabnehmer eines Regionalzugs beschädigt. Menschen kamen nicht zu Schaden. Am Tatort fand die Polizei ein Bekennerschreiben, das auf Atomkraftgegner deutet.
Quelle: ntv.de