Sicherheitsoffensive im Irak Noch mehr Tote
01.04.2007, 16:57 UhrIm Irak sind im März trotz der Sicherheitsoffensive in Bagdad mehr Zivilisten Opfer von Gewalttaten geworden als im Vormonat. Von der Regierung zusammengestellte Daten, die der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag vorlagen, weisen einen Anstieg der Totenzahl um 13 Prozent auf 1.861 aus. Ein Großteil der Gewalt spielte sich demnach außerhalb der Hauptstadt ab, darunter mehrere mutmaßliche Al-Kaida-Anschläge, bei denen hunderte Menschen umkamen.
Das US-Militär hatte mit dieser Entwicklung gerechnet. Die Mitte Februar begonnene Offensive gegen Aufständische und Milizen in Bagdad werde wohl zu einer Verlagerung des Schwerpunkts der Gewalt in andere Gebiete führen, hatte es geheißen.
Als schwerstes Attentat erwies sich inzwischen ein Anschlag in Tal Afar in der vorigen Woche, bei dem jüngsten Angaben zufolge 152 Menschen getötet wurden. Dies war die höchste Opferzahl bei einem einzelnen Anschlag seit dem US-geführten Einmarsch in den Irak 2003. 347 Menschen wurden nach Angaben des irakischen Innenministeriums verletzt, als zwei Lastwagen in dem westirakischen Ort detonierten.
Der gezielte Anschlag auf die Schiiten in Tal Afar hatte wenige Stunden später im selben Ort zu Vergeltungsangriffen auf sunnitische Iraker geführt. Dabei zogen bewaffnete Schiiten von Haus zu Haus und richteten Männer jeden Alters mit Kopfschüssen hin. 47 Menschen kamen ums Leben.
Erklärtes Ziel der Sicherheitsoffensive in Bagdad ist es, das endgültige Abgleiten des Landes in einen Bürgerkrieg zu verhindern. Etwa die Hälfte der vorgesehenen knapp 30.000 weiteren Soldaten seien mittlerweile im Irak angekommen, teilte das US-Militär am Sonntag mit. Die restlichen seien entweder im benachbarten Kuwait oder auf dem Weg nach Nahost. Bis Anfang Juni sollten alle zusätzlichen Soldaten im Irak sein.
Bislang ist es indes kaum gelungen, die Gewalt einzudämmen. Am Samstag kamen erneut mehrere Menschen bei zwei Autobombenanschlägen ums Leben. Fast zwei Dutzend weitere wurden verletzt, als die Sprengsätze in Bagdad und im weiter südlich gelegenen Hilla explodierten.
Irakische Politiker sind zunehmend unzufrieden mit der Situation und blicken mit Sorge auch auf die Opferzahlen bei Sicherheitskräften. Der Regierungsstatistik zufolge wurden im März 165 Polizisten und 44 irakische Soldaten getötet. Justizminister Haschem al-Schebli reichte am Samstag seinen Rücktritt ein. Er erklärte, die Regierungspolitik sei ein einziges Durcheinander.
Quelle: ntv.de