Amnesty International veröffentlicht Fotos Nordkorea erweitert Straflager
05.12.2013, 09:35 Uhr
(Foto: Analysis secured by Amnesty International. © DigitalGlobe 2013)
Zwangsarbeit, Folterungen, Unterernährung, Sippenhaft: Die Zustände in Nordkoreas Internierungslagern sind fürchterlich. Satellitenfotos zeigen, dass die beiden größten ausgebaut werden. Für Amnesty International ist Nordkorea eine "eigene Kategorie".
Nordkorea baut nach einem Bericht von Amnesty International seine geheimen Straflager aus. Die Menschenrechtsorganisation veröffentlichte Satellitenfotos der beiden großen Lager 15 im Norden und 16 im Süden des Landes. Außerdem kommen Augenzeugen zu Wort, darunter ein ehemaliger Lagerwachmann - was eine Seltenheit ist. Sie beschreiben entsetzliche Zustände.
Nordkorea leugnet die Existenz der Internierungslager für politische Häftlinge. Unabhängigen Schätzungen zufolge sind in dem abgeschotteten Land jedoch zwischen 100.000 und 200.000 Menschen interniert, darunter auch Kinder. Viele der Inhaftierten sind Angehörige von Nordkoreanern, die eines politischen Verbrechens schuldig gesprochen worden sind. In den Lagern leisten die Eingesperrten unter fürchterlichen Bedingungen Zwangsarbeit.
Mitte September hatten Berichterstatter der Vereinten Nationen dem Regime in Nordkorea Gräueltaten gegen die eigene Bevölkerung vorgeworfen. Die Weltgemeinschaft dürfe Verbrechen wie "systematischen Folterungen und Tötungen" nicht tatenlos zusehen, forderte der Vorsitzende des UN-Ermittlungsausschusses für Nordkorea, Michael Kirby. Willkürliche Verhaftungen, Folterungen von Gefangenen und andere Misshandlungen in Gefangenenlagern seien massenweise dokumentiert worden. Die Schilderungen reichten vom Ertränken eines Säuglings bis zu systematischer Unterernährung und sexueller Gewalt. Im kommenden Jahr soll der Abschlussbericht vorgelegt werden.
"Vergewaltigungen an der Tagesordnung"
Die von Amnesty vorgelegten Fotos entstanden in einem Zeitraum von zwei Jahren zwischen 2011 und 2013. Die Auswertung habe ergeben, dass das Lager 16 in dieser Zeit vergrößert worden sei. Es seien deutlich erkennbare neue Wohnbaracken dazugekommen. Zudem gebe es klare Anzeichen für Arbeitsaktivitäten, hieß es. Das Lager 16 ist nach Angaben von Amnesty 560 Quadratkilometer groß; das entspricht in etwa der dreifachen Größe der US-Hauptstadt Washington. Rund 20.000 Menschen seien dort eingesperrt.
Ein ehemaliger Lagerwachmann, der in Lager 16 von den 1980er Jahren bis Mitte der 1990er Jahre arbeitete, beschreibt in dem Bericht Hinrichtungsmethoden. Sträflinge hätten ihre eigenen Gräber ausheben müssen und seien dann mit Hammerschlägen ins Genick getötet worden. Außerdem habe er gesehen, wie Lageroffiziere Opfer stranguliert und anschließend mit Stockschlägen getötet hätten. Vergewaltigungen von weiblichen Häftlingen seien an der Tagesordnung. Die Frauen wurden nach ihren "Diensten" der Geheimhaltung wegen getötet.
In Lager 15 mussten dem Amnesty-Bericht zufolge Häftlinge zehn bis zwölf Stunden täglich Zwangsarbeit verrichten. Insassen berichteten von Schwerstarbeit bei Hungerrationen. Wenn die Arbeitsziele verfehlt worden seien, sei die Verpflegung zur Strafe weiter reduziert worden. Lager 15 sei 370 Quadratkilometer groß, im Jahr 2011 lebten dort schätzungsweise 50.000 Menschen.
Amnesty-Asienexperte Rajiv Narayan sagte, für Amnesty, das seit 50 Jahren Menschenrechtsverletzungen untersuche, sei Nordkorea eine "eigene Kategorie".
Quelle: ntv.de, jga/AFP