"Selbstverteidigung" gegen Manöver Nordkorea plustert sich auf
17.12.2010, 14:17 UhrDer koreanischen Halbinsel könnten heiße Tage bevorstehen. Nordkorea droht für den Fall, dass Südkorea ein geplantes Militärmanöver abhält, mit einem Gegenschlag. Dieser werde heftiger ausfallen als am 23. November, als vier Südkoreaner beim Beschuss der Insel Yeonpyeong ums Leben kamen. Korea- Experten vermuten einen Bluff.

Südkoreanische Soldaten stehen auf der Insel Yeonpyeong. Im Hintergrund liegt ein südkoreanisches Kriegsschiff vor Anker.
(Foto: AP)
Das nordkoreanische Militär hat mit einem erneuten Beschuss Südkoreas gedroht, sollte dieses an einer Artillerieübung mit scharfer Munition im umstrittenen Grenzgebiet festhalten. In einer von der amtlichen nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung hieß es, der Beschuss diene der Selbstverteidigung und werde schwerer ausfallen als der vom 23. November. An diesem Tag waren durch nordkoreanischen Beschuss der Insel Yeonpyeong zwei südkoreanische Soldaten und zwei Zivilisten getötet worden. Nordkorea verweist darauf, dass die südkoreanische Armee zuvor Artilleriegeschosse in seine Gewässer in dem umstrittenen Grenzgebiet im Gelben Meer abgefeuert habe.
Südkoreas Armee hat die eintägige Artillerieübung auf der umstrittenen Insel für die Zeit zwischen Samstag und Dienstag angekündigt. Die Streitkräfte verwiesen darauf, dass die Geschütze dabei nicht in Richtung Nordkoreas abgefeuert würden. Bei Provokationen der nordkoreanische Armee werde Südkorea aber entschlossen antworten.
Nur Gesichtswahrung?
Politische Beobachter zeigten sich skeptisch, ob Nordkorea aus seiner Drohung tatsächlich ernst machen wird. "Wenn sie erneut angreifen, müssten sie sich auf einen allumfassenden Krieg einstellen", sagte Baek Seung Joo vom Korea Institute for Defense Analyses. "Es ist wahrscheinlich, dass sie etwas tun, um ihr Gesicht zu wahren, etwa ihre eigene Artillerie in der Nähe der umstrittenen Gewässer abzufeuern." Südkorea hatte nach dem Zwischenfall im vergangenen Monat deutlich gemacht, auf künftige nordkoreanische Übergriffe entschlossener als bisher zu reagieren.
Der engste Verbündete des kommunistischen Nordkoreas, China, hatte erklärt, die Regierung in Pjöngjang habe zugesichert, sich in Zukunft zu mäßigen. In Peking hielt sich zuletzt auch US-Außenstaatssekretär James Steinberg auf, um gemeinsam mit China im Konflikt zwischen den beiden koreanischen Staaten zu vermitteln. China hatte den nordkoreanischen Militärschlag gegen den Süden öffentlich nicht verurteilt, sich aber für eine internationale Vermittlung ausgesprochen. Das russische Außenministerium äußerte sich besorgt über das geplante südkoreanische Manöver.
Nach Einschätzung von Beobachtern zeigt Nordkorea derzeit seine Muskeln, um eine Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm zu erzwingen. Die Regierung in Pjöngjang will Verhandlungen ohne Vorbedingungen, was besonders von den USA und Südkorea abgelehnt wird. Die Gespräche, an denen auch Japan, China und Russland beteiligt sind, liegen seit etwa zwei Jahren auf Eis. Nordkorea will mit seinen Drohungen Experten zufolge Zugeständnisse wie etwa Nahrungsmittel oder Wirtschaftshilfen für das verarmte Land erzwingen.
Quelle: ntv.de, AFP/rts