Politik

Bruch mit radikalem Ex-Pastor Obama ist "empört und traurig"

US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama hat sich von seinem langjährigen Pastor Jeremiah Wright losgesagt und dessen radikale Äußerungen zum Terrorismus scharf verurteilt. Er sei "empört und traurig", sagte der schwarze Senator aus Illinois. Die "entsetzlichen Kommentare" des Predigers der vornehmlich von Afroamerikanern besuchten Trinity United Church of Christ in Chicago "widersprechen allem, wofür ich stehe". Wright hatte zu den Anschlägen vom 11. September 2001 gesagt: "Man kann nicht gegenüber anderen Völkern Terrorismus ausüben und davon ausgehen, dass dies niemals zu einem zurückkommt." Zudem bekräftigte er seine Auffassung, dass die USA hinter der Aids-Epidemie stehen.

Wenige Tage vor entscheidenden Vorwahlen der Demokraten in North Carolina und Indiana am 6. Mai räumte Obama ein, dass die Worte des Geistlichen ihm im Rennen gegen Hillary Clinton schaden. "Aber es ist noch unklar, wie groß das Problem wirklich ist." Der TV-Sender CNN sprach von einer "dramatischen Entwicklung" im Wahlkampf, die Zeitung "New York Times" von einem "kritischen Punkt" in dem seit Monaten andauernden Nominierungs-Duell mit Clinton.

Kommentatoren im US-Fernsehen gehen davon aus, dass die Äußerungen des Pastors vor allem die entscheidende Wählerschicht der weißen Arbeiter abschrecken könnten, für Obama zu stimmen. Es bestehe die Gefahr, dass die "Rassenfrage" zum Thema werde und Obama vor allem als Politiker für "schwarze Interessen" erscheine. Obama müsse sich nun um "Schadensbegrenzung" bemühen. Clinton nahm zu dem Thema zunächst nicht Stellung.

"Geistlicher Mentor"

Bereits vor rund sechs Wochen hatte Wright mit ähnlichen Thesen einen Aufschrei ausgelöst, damals hatte Obama aber zunächst weitaus milder reagiert. Obama steht dem Priester seit 20 Jahren nahe, ließ sich von ihm trauen und seine Kinder taufen, zeitweise nannte er ihn seinen "geistlichen Mentor". Die Tatsache, dass Obama mit einer klaren Verurteilung zunächst gezögert habe, "lässt gerechtfertigte Fragen über sein (Obamas) Urteilsvermögen aufkommen", kommentierte sie Zeitung "Washington Post" am Mittwoch.

Die Abstimmung am kommenden Dienstag gilt vor allem nach der Niederlage Obamas in Pennsylvania und Ohio als äußerst wichtig. Laut Umfragen liegt Obama in North Carolina, wo viele Schwarze leben, mit mindestens zehn Prozent in Führung. In Indiana deutet sich dagegen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Clinton an. Danach stehen bis Anfang Juni nur noch sechs weitere Vorwahlen an. Allerdings gilt es bereits als sicher, dass keiner der beiden Bewerber beim demokratischen Nominierungsparteitag Ende August mit einer Mehrheit der gewählten Delegierten rechnen kann.

Daher dürfte die letzte Entscheidung in den Händen der rund 800 "Superdelegierten" liegen. Das sind zumeist hohe Parteifunktionäre, die in ihrer Entscheidung nicht an die Entscheidung der Basis gebunden sind. Die langjährige Verbindung Obamas zu Pastor Wright und die zunächst zögerliche Reaktion Obamas auf dessen radikale Äußerungen könnte die Entscheidung der "Superdelegierten" nach Einschätzung von Analysten beeinflussen.

Quelle: ntv.de

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