Peinlicher Witz Obama patzt bei Leno
20.03.2009, 14:12 UhrUS-Präsident Barack Obama hat sich bei seinem Auftritt in der Late-Night-Show von Star-Moderator Jay Leno mit einer politisch unkorrekten Bemerkung über die Paralympics blamiert.
Leno hatte den Präsidenten in der Sendung am Donnerstagabend (Ortszeit) in Los Angeles gefragt, ob er die Bowling-Bahn im Weißen Haus benutze - Obama hatte sich im Wahlkampf als nicht sonderlich begabter Kegler erwiesen. Der Präsident antwortete, er habe inzwischen fleißig trainiert und schon einmal 129 Punkte beim Bowlen geholt. Als Zuschauer und Moderator in Gelächter ausbrachen, ruderte Obama zurück. Seine Bowling-Leistung sei eher "wie bei den Paralympics oder so", sagte er.
Obama bemerkte seinen Fehler offenbar sofort: Er biss sich auf die Lippen, hüstelte und stotterte ein wenig. Das Weiße Haus sah sich genötigt, sich gleich darauf für die Bemerkung quasi zu entschuldigen. Sprecher Bill Burton stellte schon auf dem Rückflug an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One klar, dass es sich um eine "spontane Bemerkung" gehandelt habe. Obama habe damit "in keiner Weise beabsichtigt", die Olympischen Spiele für Sportler mit Behinderung zu verunglimpfen.
Obama war als erster amtierender US-Präsident in einer der populären Spätabend-Shows im Fernsehen aufgetreten. Ein Besuch in Lenos Sendung zählt praktisch zum Pflichtprogramm von US-Präsidentschaftskandidaten, auch Obama war im Wahlkampf dort. Amtierende Präsidenten mieden diese Shows bislang aber, um sich nicht dem Vorwurf der Unseriosität auszusetzen.
"Fassungslos" über AIG-Boni
Obama beklagte in der Talkshow den Verfall der Moral bei Spitzenmanagern. Er sei "fassungslos" gewesen, als er von den enormen Bonuszahlungen an die Manager des angeschlagenen Versicherungsriesen AIG gehört habe, sagte Obama.
Es sei ihm unverständlich, wie Manager "verschwenderische" Boni akzeptieren könnten, wenn ihr Unternehmen wie die AIG vom Staat 170 Milliarden Dollar (124 Milliarden Euro) zum Überleben erhalten habe. Amerika müsse sich wieder seiner moralischen Grundwerte besinnen. "Die Leute müssen wieder wissen: genug ist genug." Notwendig seien Regularien, die verhinderten, dass Finanzinstitute wie AIG "uns in Geiselhaft nehmen", weil ihr Zusammenbruch verheerende Folgen für die gesamte Wirtschaft hätte, meinte Obama.
"Kleines schmutziges Geheimnis"
Als "kleines schmutziges Geheimnis" nannte er die Tatsache, dass die hoch riskanten und spekulativen Geschäfte in der Finanzwirtschaft, die Amerika letztendlich in die schwere Krise getrieben haben, "völlig legal" gewesen seien. Es seien Gesetze notwendig, die den US-Bürger vor unseriösen Krediten schützten. Der Präsident verteidigte erneut Finanzminister Timothy Geithner, der "hervorragende Arbeit" leiste. Republikaner wie Senator Johnny Isakson fordern den Rücktritt Geithners, weil er schon sehr früh über die beabsichtigten AIG-Boni Bescheid gewusst habe.
Der Hund kommt
Obama versicherte außerdem, dass seine Töchter Sasha and Malia spätestens bei seiner Rückkehr von den europäischen Gipfeltreffen (G20 und NATO) Anfang April den lange versprochenen Hund bekommen würden. "Ich denke, die Mädchen werden viel Spaß mit ihm haben - ich denke, ich werde viel Spaß mit ihm haben", sagte er. "Man sagt, wenn du in Washington einen Freund haben willst, besorg dir einen Hund", zitierte er den früheren Präsidenten Harry Truman.
Die Benutzung der "Air Force One" nannte Obama "richtig cool", auch wenn seine Töchter nicht so beeindruckt seien. Jay Leno sprach am Ende des Gesprächs mit Obama überschwänglich von "einer der besten Nächte meines Lebens".
Der republikanische Senator Jon Kyl kritisierte Obamas Auftreten bei Leno. Der Präsident solle stattdessen lieber in Washington die volle Verantwortung für die Vorgänge bei AIG übernehmen. Obama reagierte später vor Journalisten mit dem Satz: "Wenn Du Präsident bist, musst Du gleichzeitig spazieren gehen können und Kaugummi kauen". Obama versuche mit seiner umstrittenen Teilnahme an der Talkshow den US-Normalbürger zu erreichen, verteidigte der Historiker Michael Beschloss im Sender NBC Obamas Auftritt.
Quelle: ntv.de