USA schmieden Anti-China-Block Obama sorgt sich um Korea
06.12.2010, 20:42 UhrNach der zunehmenden Konfrontation in Korea erhöht US-Präsident Obama den Druck auf China. Doch Peking reagiert zurückhaltend. In Washington trifft US-Außenministerin Clinton ihre Kollegen aus Südkorea und Japan. Experten vermuten, die drei Länder wollten näher zusammenrücken. Südkorea beginnt derweil eine weitere Militärübung.
Die USA erhöhen angesichts der Spannungen mit Nordkorea den Druck auf China. In einem Telefonat mit Staats- und Parteichef Hu Jintao forderte US-Präsident Barack Obama Peking zur Zusammenarbeit auf und verlangte "eine klare Botschaft an Nordkorea, dass die Provokationen inakzeptabel sind". Obama habe zudem das amerikanische Bekenntnis betont, die Sicherheitsinteressen seiner Verbündeten in der Region zu schützen. Am Wochenende hatte ein hoher US-Regierungsbeamter China vorgehalten, es unterstütze die atomaren Ambitionen des verbündeten kommunistischen Regimes.
Hu sagte nach chinesischen Angaben in dem Gespräch, er sei besorgt über die angespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel. Er habe eine "ruhige und vernünftige Reaktion von allen Seiten" gefordert. "Die anfällige Situation auf der koreanischen Halbinsel könnte zu einer weiteren Eskalation der Spannungen führen oder sogar außer Kontrolle geraten, wenn nicht angemessen damit umgegangen wird", zitierte ihn das Außenministerium in Peking.
Internationaler Strafgerichtshof ermittelt
Knapp zwei Wochen nach dem Artillerieangriff Nordkoreas auf eine Insel im Süden begann die südkoreanische Marine neue Schießübungen. Die Artillerieübungen sollten rund um die Küste, darunter auch vor einer grenznahen Insel im Gelben Meer abgehalten werden, teilte der Generalstab mit. Der südkoreanische Ministerpräsident Kim Hwang Sik erklärte, Truppen und Militärausrüstung auf den Inseln nahe der Grenze würden verstärkt, "damit wir in der Lage sind, resolut auf jegliche Provokation zu reagieren".
Zunächst sollten aber keine Übungen um der Insel Yonpyong stattfinden, die am 23. November unter nordkoreanischem Beschuss gekommen war. Vier Südkoreaner waren dabei getötet worden. Ministerpräsident Kim sagte den Bewohnern, die nach dem Angriff mehrheitlich von der Insel geflohen waren, Hilfen in Höhe von umgerechnet rund 20 Millionen Euro zu. Seine Regierung werde alles tun, damit sie "ohne Angst heimkehren" könnten. Der Internationale Strafgerichtshof prüft dazu ein Verfahren gegen Nordkorea wegen möglicher Kriegsverbrechen. Dabei gehe es sowohl um den Beschuss der Insel, als auch um den Untergang eines Kriegsschiffes mit 46 Toten, teilte der Gerichtshof mit. Es seien entsprechende Untersuchungen eingeleitet worden. Nordkorea wird beschuldigt, im März das südkoreanische Kriegsschiff versenkt zu haben.
Nordkorea hatte Südkorea vor dem Manöver in scharfen Tönen gewarnt. Dieses sei "ein Versuch, Krieg auszulösen", schrieb die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Bereits vergangene Woche hatten die südkoreanische und die US-Armee ihr bislang größtes gemeinsames See- und Luftmanöver abgehalten. Die USA und Japan begannen wiederum am Freitag in südjapanischen Gewässern an der Grenze zu Südkorea eine achttägige gemeinsame Militärübung.
USA schmieden Anti-China-Block
Die USA suchten derweil einen engeren Schulterschluss mit ihren Verbündeten in der Region: Außenministerin Hillary Clinton sollte mit ihren südkoreanischen und japanischen Amtskollegen, Kim Sung Hwan und Seiji Maehara, in Washington zusammentreffen. Nach Angaben der "Washington Post" wollten die USA ihre Beziehungen mit Seoul und Tokio "neu definieren", um einen möglichen "Anti-China-Block in Nordost-Asien zu schaffen, den sie Regierungsbeamten zufolge nicht wollen, aber vielleicht brauchen". Der Stabschef der US-Armee, Admiral Mike Mullen, besucht derweil Seoul. Ziel seiner Gespräche sei es, "die Stärke der amerikanisch-südkoreanischen Allianz zu demonstrieren". Ausdrücklich warnt das Pentagon: "Niemand sollte unsere Entschlossenheit falsch einschätzen."
Am Wochenende hatte ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter der US-Regierung gesagt, das Zusammenrücken Chinas mit Nordkorea über die vergangenen Monate habe Pjöngjang überzeugt, "dass China ihnen den Rücken freihält und ihr Verhalten ohne Strafe bleibt". Das Telefongespräch zwischen Obama und Hu war auf US-Initiative hin erfolgt. China hatte sich wiederholt kritisch über die Manöver der USA mit Südkorea und Japan geäußert, die als Reaktion auf den nordkoreanischen Militärschlag auf eine südkoreanische Insel folgten.
Chinas Vorschlag, alle Beteiligten im Rahmen des Sechs-Parteien-Prozesses zu baldigen Krisengesprächen nach Peking kommen sollten, stieß nur auf zurückhaltende Reaktionen. Zu der Runde gehören Nordkorea, die USA, China, Südkorea, Japan und Russland.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP