Politik

Neuer Stil mit Küsschen Obama und Clinton vereint

Nach monatelangem Duell endlich vereint: Barack Obama, der designierte demokratische US-Präsidentschaftskandidat, und seine unterlegene Rivalin Hillary Clinton haben sich erstmals gemeinsamen den Wählern präsentiert. Vier Wochen nach dem Ende der Vorwahlen traten der Senator und die Ex-First-Lady vor jubelnde Anhänger. Als Ort des Geschehens hatten die Wahlkampfmanager symbolträchtig die Ortschaft Unity ("Einigkeit") im Bundesstaat New Hampshire ausgewählt. "Wir haben einen hart umkämpften Vorwahlkampf hinter uns", rief Clinton den Anhängern zu. "Doch jetzt stehen wir Schulter an Schulter vereint."

In einer bewegenden Rede rief sie alle Demokraten auf, "alles zu tun, damit Obama am 4. November zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wird". Obama sagte: "Wir haben (im Vorwahlkampf) gemeinsam Geschichte geschrieben." Jetzt komme es darauf an, Einheit zu zeigen und die Wahlen am 4. November zu gewinnen. "Ich bewundere Hillary Clinton als politische Führerin". Ohne ihre Hilfe und die Unterstützung ihrer Anhänger könne er die Wahlen nicht gewinnen. "Das ist die Zeit, in der wir gemeinsam voranschreiten müssen."

"Yes we can!"

Beide Redner wurden immer wieder von begeisterten Zwischenrufen ihrer Anhänger unterbrochen. "Yes we can! Yes we can!", skandierten die Anhänger - einer von Obamas zentralen Wahlkampfslogans. Doch an diesem Freitag waren es nicht die Worte, es waren die Gesten, die zählten. Mehrfach legten sich Clinton und Obama fast liebevoll und demonstrativ die Hand gegenseitig auf die Schulter. Die Botschaft hieß: Der erbitterte Streit des Vorwahlkampfes ist nun endgültig vorbei. "Ich weiß, Obama wird für Euch arbeiten, er wird für Euch kämpfen - jeden Tag in dem er im Weißen Haus ist", sagte Hillary. Mit ähnlichen Worten hatte sie im Vorwahlkampf für ihre eigene Kandidatur geworben.

US-Medien berichteten in großer Aufmachung über das "Vereinigungs-Event", wie der TV-Sender CNN das Ereignis überschwänglich nannte. Beide seien im selben Flugzeug und dann im selben Bus nach Unity gefahren. Es hieß, der 46-jährige Obama habe der 14 Jahre älteren Clinton gar ein angedeutetes Küsschen auf die Wange gehaucht. Das ist ein neuer Stil zwischen den beiden.

Viele Fragen offen

Dabei sind noch reichlich Fragen offen: Nach wie vor ist etwa ungeklärt, wen Obama als Vizepräsident nominiert, auch als Ministerin in einer eventuellen Kabinettsriege Obama ist Clinton immer mal wieder im Gespräch. Wie es heißt, soll vor allem Ex-Präsident Bill Clinton am Vize-Posten seiner Gattin interessiert sein.

Doch zwischen Obama und Ehemann Clinton stimmt laut US-Medien die Chemie überhaupt nicht - Mr. Clinton war denn in Unity auch nicht präsent. Doch am riskantesten für die Demokraten sind frustrierte weibliche "Hillary-Fans", die damit drohen, statt für Obama lieber für den republikanischen Kandidaten John McCain zu stimmen. Eindringlich warnte Hillary Clinton vor solchen Verwirrungen. "Ich appelliere an Euch, das zu überdenken!"

Obama führt in vier Swing States

Umfragen führt er in vier der besonders umkämpften US-Bundesstaaten deutlich vor seinem republikanischen Konkurrenten McCain. In Colorado, Michigan, Minnesota und Wisconsin liege Obama zwischen fünf und 17 Prozentpunkten vorn, berichtete das "Wall Street Journal". Obama habe vor allem bei Frauen, Angehören von Minderheiten sowie nicht parteigebundenen und jungen Wählern einen deutlichen Vorsprung.

Schon am Abend zuvor hatten Obama und die Ex-First Lady so etwas wie eine Generalprobe hinter sich gebracht, einen gemeinsamen Auftritt vor dem erlauchten Kreis der 200 finanziell potentesten Wahlkampf-Spendern der Clintons. "Wir Demokraten sind eine Familie ... und wir werden alles tun, um das Weiße Haus zurückzugewinnen", sagte die Ex-First Lady. "Wir müssen es zu einer Priorität unseres Lebens machen, dass Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wird." Der Auftritt vor Spendern im altehrwürdigen Mayflower-Hotel war alles andere als eine Nebensache: Clinton hat im Vorwahlkampf Schulden in Höhe von rund 22 Millionen Dollar angehäuft. Jetzt muss sie sehen, wie sie das Geld zurückzahlen kann.

Quelle: ntv.de, Peer Meinert, dpa

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