Lager in London und Paris geräumt "Occupy" weiter in Bedrängnis
16.11.2011, 19:57 Uhr
Nur notdürftig schützt sich ein Demonstrant in New York gegen Kälte und Nieselregen.
(Foto: Reuters)
Nach dem Zeltlager der "Occupy"-Bewegung in New York gehen die Behörden auch gegen die Camps in London und Paris vor. Die Demonstranten vor der St. Paul's Cathedral sollen innerhalb eines Tages das Lager räumen. In Paris beschlagnahmt die Polizei Planen und Kartons. In New York harren einige Protestler ohne Zelt in der Kälte aus.
Nach der Räumung des New Yorker Protestcamps der Anti-Banken-Bewegung müssen auch die Londoner Sympathisanten des Protests ihr Camp auflösen. Die Demonstranten müssten ihr Zeltlager innerhalb von 24 Stunden räumen, sagte ein Sprecher der Londoner Stadtverwaltung. Die Demonstranten erklärten, ihre Anwälte prüften die Anordnung der Stadtverwaltung. In den vergangenen Tagen waren unter anderem in New York und Zürich Zeltlager von Kapitalismus-Kritikern der "Occupy"-Bewegung geräumt worden.
Die Londoner Demonstranten campieren seit Mitte Oktober vor der Londoner St. Paul's Cathedral, um gegen die Macht der Banken zu protestieren. Zuvor war ihnen der Zugang zur nahe gelegenen Londoner Börse verwehrt worden. Die Kirche, die sich auf Stadtgebiet befindet, hatte sie zunächst willkommen geheißen. Allerdings gab es innerhalb der anglikanischen Kirche Streit, wie man den Demonstranten begegnen solle. Die Kathedrale musste wegen des Camps zwischenzeitlich erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg geschlossen werden.
Auch Maßnahmen gegen Pariser Camp
Auch die französischen Behörden erhöhen den Druck auf wild campende Banken-Gegner. Im Pariser Finanzzentrum La Defénse ging die Polizei erneut gegen ein Lager der Protestbewegung vor. Die Sicherheitskräfte beschlagnahmten Planen und Kartons. Nach Behördenangaben verlief die Aktion ohne größere Zwischenfälle und Festnahmen. Ziel sei nicht die Auflösung des Lagers, sondern die Säuberung des Geländes gewesen, hieß es.
Das Camp der französischen Demonstranten befindet sich unter dem riesigen Gebäude "La Grande Arche", das eine moderne Variante des Triumphbogens darstellt. Es wurde nach dem G20-Gipfel am 4. November errichtet. Die Zahl der dort demonstrierenden Menschen schwankt zwischen einigen Dutzend und mehreren Hundert. Sie nennen sich nach Vorbild der spanischen Demonstranten "Die Empörten".
Zahl der Demonstranten nimmt ab
In New York standen derweil zwar keine Zelte mehr im Zuccotti Park, dennoch verbrachten mehrere Dutzend Demonstranten die erste Nacht nach der großen Räumungsaktion auf dem Gelände mitten im Finanzbezirk - unter freiem Himmel, auf nackten Betonbänken, und das bei Nieselregen. Andere fanden nach Angaben des Senders NBC Unterschlupf im Gemeinderaum der Middle Collegiate Kirche im nahen Stadtteil East Village. Allerdings nahm die Zahl der Demonstranten deutlich ab.
Hunderte Demonstranten waren am späten Dienstagabend (Ortszeit) in den von der Polizei geräumten Park zurückgekehrt, doch nur wenige hielten die ganze Nacht durch. Zuvor hatte ein Gericht entschieden, dass die Demonstranten in dem Park nicht campieren dürfen. So durften keine Zelte und Schlafsäcke mitgenommen werden. Die Polizei kontrollierte am Eingang Rucksäcke und Taschen. Wer sein Nachtquartier dabei hatte, wurde abgewiesen.
Ein paar der sichtlich erschöpften Demonstranten versuchten, an die dünnen Bäume gelehnt, ein wenig Schlaf zu bekommen; andere legten den Kopf auf Taschen oder Pullis. Die am Rande stehenden Polizisten beobachteten das Szenario mit finsterer Miene. "Ein Lager wird nicht geduldet", warnte ein Beamter. Die Demonstranten riefen Durchhalteparolen und wurden von Protestchören lautstark unterstützt. "Wir geben nicht auf, wir bleiben", lautete die Ansage.
Die Occupy-Bewegung hatte sich Mitte September im Zuccotti Park niedergelassen, um gegen die Macht der Banken und soziale Ungerechtigkeiten zu protestieren. Bürgermeister Michael Bloomberg hatte den Park nahe der Wall Street nach langem Hin und Her schließlich räumen lassen - wegen Sicherheitsbedenken, wie er sagte. Der Zuccotti Park gehört einer privaten Immobilienfirma, ist aber für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Firma hatte sich beschwert, dass die Demonstranten das Gelände rund um die Uhr besetzt hielten.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts