Erstürmung der "Mavi Marmara" Offiziere sollen sich verantworten
06.11.2012, 11:30 UhrZweieinhalb Jahre nach dem Tod von neun Menschen bei einem israelischen Angriff auf das türkische Schiff "Mavi Marmara" beginnt die juristische Aufarbeitung. In Istanbul sind die mutmaßlichen Befehlshaber der israelischen Streitkräfte angeklagt.
Im türkischen Istanbul hat ein Prozess gegen vier ranghohe israelische Offiziere wegen des Tods von neun propalästinensischen Aktivisten begonnen. Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich hunderte Demonstranten, um gegen Israel zu protestieren und ihre Solidarität mit den Palästinensern auszudrücken.
Dem früheren Generalstabschef Gabi Aschkenasi und drei weiteren Ex-Kommandeuren wird vorgeworfen, für die blutigen Erstürmung der türkische Fähre "Mavi Marmara" am 31. Mai 2010 verantwortlich zu sein. Die Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft wegen Totschlags, Freiheitsberaubung und Plünderei. Bei dem Einsatz waren neun Türken getötet worden, von denen einer auch US-Bürger war. Ein weiterer Türke liegt seitdem im Koma.
Zu dem Prozess sind mindestens 60 internationale Aktivisten angereist. Sie wollten vor Gericht zu dem Einsatz aussagen, sagte Izzet Sahin, ein Sprecher der islamisch-türkischen Hilfsorganisation IHH, vor dem Beginn der Verhandlung in Istanbul weiter. Die Organisation hatte im Mai 2010 die Fahrt der Fähre als Teil einer Gruppe von Schiffen organisiert. Diese sollten die israelische Seeblockade des Gaza-Streifens demonstrativ durchbrechen und Hilfsgüter liefern. Von Kommandobooten und Hubschraubern aus hatten israelische Soldaten die "Mavi Marmara" erstürmt. Das Schiff war damals auf seinem Weg nach Gaza von israelischen Streitkräften aufgebracht worden.
Die Beschuldigten sollen nach dem Willen der Istanbuler Staatsanwaltschaft zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt werden. Der Vorfall belastete die Beziehungen zwischen beiden Ländern schwer.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP