Politik

Anthrax-Fehlalarm Opposition kritisiert Kieler Regierung

Die Opposition im schleswig-holsteinischen Landtag hat die Landesregierung wegen der Informationspolitik beim Milzbrand-Verdachtsfall vom vergangenen Freitag scharf kritisiert. CDU-Oppositionsführer Martin Kayenburg erklärte, Gesundheitsministerin Heide Moser (SPD) habe "Schlagzeilen den Vorrang vor Seriosität" gegeben. Es habe keinen vernünftigen Grund gegeben, zweieinhalb Stunden vor dem endgültigen Ergebnis der Untersuchungen durch das Robert-Koch-Institut einen "falschen Alarm" auszulösen.

"Dieser Fehlalarm zeigt: Statt Hysterie ist vernünftige Überlegung das Gebot der Stunde", erklärte der FDP-Politiker Ekkehard Klug. Von vornherein hätte jedem klar sein können, dass Milzbrand-Anschläge auf Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mit der Auslegung von 30 weiß angemalten Päckchen auf den Freiflächen einer holsteinischen Mittelstadt beginnen würden.

In zweien der insgesamt 30 in Neumünster gefundenen Pakete waren Erreger gefunden worden, die zunächst für Anthrax-Sporen gehalten wurden.

Konsequenzen gefordert

Der Biowaffen-Experte Jan van Aken forderte einheitliche Kriterien des bei entsprechenden Untersuchungen federführenden Robert Koch-Instituts. So könnte auch die Arbeit der deutschen Labore und Behörden besser koordiniert werden.

"Es gibt offenbar kein einheitliches Verständnis davon, ab welcher Untersuchungsmethode man von einem positiven Milzbrand-Nachweis ausgehen muss und mehr als ein Verdachtsmoment vorliegt", sagte van Aken der "Financial Times Deutschland ".

Nur wenn die Testverfahren sicher gefährliche Erreger nachwiesen, solle die Öffentlichkeit informiert werden. Bloße Anhaltspunkte anhand von nicht voll aussagekräftigen Laborverfahren sollten nicht die Öffentlichkeit beunruhigen und deshalb auch nicht publiziert werden.

Der Zellbiologe kritisierte ebenfalls den zeitlichen Ablauf der Veröffentlichung und der Untersuchung in Thüringen, wo der Brief mit dem verdächtigen Material schon am 25. Oktober bei einem Arbeitsamt eingegangen war.

Suche nach "Achmed aus Islamabad"

Der Sprecher des Erfurter Gesundheitsministeriums, Thomas Schulz, teilte unterdessen mit, Minister Frank-Michael Pietzsch (CDU) habe bereits am Wochenende die Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des Gesundheits- und des Innenressorts angeregt. Diese habe am Montag ihre Arbeit aufgenommen.

Quelle: ntv.de

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