Politik

Friedensprozess soll gestützt werden Pakistan lässt Ex-Taliban-Vizechef frei

Karsai hofft, dass die Taliban nun zu Gesprächen bereit sind.

Karsai hofft, dass die Taliban nun zu Gesprächen bereit sind.

(Foto: REUTERS)

Seit 2010 sitzt der ehemalige stellvertretende Taliban-Chef Baradar in Pakistan in Haft. Weil Afghanistan mit den Taliban verhandeln will, fordert das Land seine Freilassung. Dem kommt Pakistan nun nach. Ob der Friedensplan tatsächlich aufgeht, ist jedoch ungewiss.

Die pakistanische Regierung hat den früheren Vizechef der islamistischen Taliban in Afghanistan, Abdul Ghani Baradar, freigelassen. Dies sagte ein Sprecher des Innenministeriums in der Hauptstadt Islamabad. Die Regierung hatte die Freilassung vor knapp zwei Wochen bereits angekündigt, dabei aber betont, dass Baradar nicht an Afghanistan überstellt werden solle. Pakistan will damit, den Friedensprozess im Nachbarland unterstützen.

Die afghanische Regierung hatte von Pakistan Baradars Freilassung gefordert. Sie verspricht sich davon Impulse für eine Lösung mit den Taliban von Mullah Mohammad Omar. Der untergetauchte Taliban-Chef wird ebenfalls in Pakistan vermutet.

Bis zu seiner Festnahme Anfang 2010 in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi war Baradar der Stellvertreter von Taliban-Chef Omar. Afghanistan warf Pakistan seinerzeit vor, mit der Festnahme mögliche Friedensgespräche zwischen der vom Westen unterstützten Regierung und den islamistischen Aufständischen torpedieren zu wollen. Beide Regierungen geben sich immer wieder gegenseitig eine Mitschuld an islamistischen Gewalttaten.

Beobachter zweifeln an Karsais Plan

Nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan Ende 2001 hatten sich hochrangige Taliban um Mullah Omar in der südwestpakistanischen Stadt Quetta gesammelt. Von dort aus organisierte die sogenannte Quetta-Schura den Aufstand in Afghanistan. Afghanistan warf Pakistan immer wieder vor, nicht gegen den Führungsrat der Taliban vorzugehen.

Pakistan wertete die Festnahme Baradars 2010 als Beleg, dass diese Anschuldigung haltlos sei. Danach war aber der Verdacht aufgekommen, dass Baradar für Verhandlungen offen gewesen sein könnte und der pakistanische Geheimdienst ISI Friedensgespräche durch die Festnahme möglicherweise torpedieren wollte. Nach Schätzungen von Interpol war Baradar bei seiner Festnahme ungefähr 42 Jahre alt. Wie Mullah Omar stammt er aus der südafghanischen Provinz Urusgan.

Die afghanische Regierung hofft, dass die Freilassung inhaftierter Kämpfer Friedensverhandlungen mit den Taliban erleichtern kann. Präsident Hamid Karsai hatte die pakistanische Regierung bei einem Besuch in Islamabad darum gedrängt, alle afghanischen Taliban-Kämpfer aus pakistanischer Haft zu entlassen. Die Aufständischen lehnen direkte Verhandlungen mit seiner Regierung bislang aber ab. Die Taliban begründen das damit, dass sie Karsai für einen Handlanger der USA halten.

Beobachter bezweifeln, dass die Rechnung Afghanistans aufgeht. In jüngster Zeit ließ Pakistan bereits mehr als 30 afghanische Häftlinge frei, von denen sich einige wieder am bewaffneten Kampf gegen die afghanische Regierung von Präsident Hamid Karsai beteiligen sollen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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