Politik

Blutbad im Grenzgebiet Pakistan sieht Vorsatz der NATO

Pakistani verbrennen US-Flaggen als Zeichen des Protests.

Pakistani verbrennen US-Flaggen als Zeichen des Protests.

(Foto: AP)

Die Beziehungen zwischen Pakistan und der NATO verschlechtern sich immer mehr. Nach der Tötung von 24 pakistanischen Soldaten wirft Islamabad der NATO Vorsatz vor. China zeigt sich "tief geschockt" von dem Angriff und fordert eine eingehende Untersuchung.

Nach dem NATO-Angriff von zwei pakistanischen Militärposten im Grenzgebiet zu Afghanistan mit 24 Toten geht die pakistanische Armee von einem vorsätzlichen Angriff des Bündnisses aus. Die NATO-geführte Afghanistan-Schutztruppe Isaf sei über den Standort eines jeden pakistanischen Armeeposten informiert, sagte Militärsprecher Athar Abbas dem Sender Geo TV. Bei dem Angriff habe es sich nicht um ein Missverständnis gehandelt. "Zu sagen, das sei keine vorsätzliche Handlung gewesen, heißt, die Tatsachen zu verdrehen."

Die Särge der getöteten Soldaten wurden in Peschawar aufgebahrt.

Die Särge der getöteten Soldaten wurden in Peschawar aufgebahrt.

(Foto: REUTERS)

Der Militärsprecher erhob weitere schwere Vorwürfe. NATO-Vertreter in Pakistan seien nach Beginn des Beschusses sofort informiert worden, sagte Abbas. Obwohl Pakistan darum gebeten habe, das Feuer umgehend einzustellen, habe der Angriff weitere eineinhalb Stunden angedauert.

US-Präsident Barack Obama bezeichnete den NATO-Angriff als "Tragödie". Die USA nähmen den Vorfall "sehr ernst", erklärte Obamas Sprecher Jay Carney in Washington. Die Beziehung zum Verbündeten Pakistan sei weiterhin von Kooperation geprägt, aber "auch sehr kompliziert". Der Fortbestand der Zusammenarbeit liege im Interesse der Vereinigten Staaten, hieß es weiter.

China zeigte sich "tief geschockt" über den NATO-Angriff. Der Sprecher des Pekinger Außenministeriums, Hong Lei, sagte, die Souveränität und territoriale Integrität Pakistans müsse respektiert werden. China sei sehr besorgt über den Zwischenfall, der "eingehend untersucht" werden müsse. China pflegt traditionell ein enges Verhältnis zu Pakistan, das im Zuge der Verschlechterung seiner Beziehungen zu den USA eine größere Nähe zu der aufstrebenden asiatischen Macht sucht.

Pakistan will westliche Opfer sehen

Das pakistanische Militär wies auch die Darstellung der afghanischen Armee zurück, wonach internationale Truppen zuerst von Pakistan aus beschossen worden seien und daher Luftunterstützung angefordert hätten. Er forderte die ausländischen Truppen auf, Opfer des angeblichen Beschusses zu präsentieren.

Auch in Karachi gehen Demonstranten auf die Straße.

Auch in Karachi gehen Demonstranten auf die Straße.

(Foto: AP)

Bei dem Beschuss durch Isaf-Hubschrauber waren am Samstag nach offiziellen pakistanischen Angaben 24 Soldaten getötet worden. Die NATO hat angekündigt, den Vorfall zu untersuchen. Der Angriff hat zu einem neuen Tiefpunkt in den Beziehungen Pakistans zu den USA und zur Nato geführt. Das Verhältnis zwischen Islamabad und Washington ist schon seit längerer Zeit angespannt. US-Drohnenangriffe auf angebliche Taliban- Stützpunkte in Pakistan rufen in der Bevölkerung Wut hervor. Die Tötung des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden im Mai in der pakistanischen Stadt Abbottabad durch US-Einheiten verschlechterte das Verhältnis weiter.

Militärsprecher Abbas sagte dem Urdu-Dienst der britischen BBC, in den vergangenen drei Jahren habe die NATO mindestens siebenmal pakistanische Posten angegriffen. Dabei seien 72 Soldaten getötet und 250 weitere verletzt worden.

US-Flaggen verbrannt

Der jüngste Angriff löste in Pakistan eine Welle der Empörung aus und befeuerte erneut die Kritik an der Nato und den USA. Zahlreiche Pakistaner demonstrierten am Sonntag gegen die Macht der USA. In der Hafenstadt Karachi versammelten sich vor dem US-Konsulat rund 700 Demonstranten mit Sprechchören wie "Nieder mit Amerika!" Sie verbrannten ein Bild von US-Präsident Barack Obama. In Multan wurden bei einer Demonstration mit mehr als 300 Teilnehmern US- und NATO-Flaggen verbrannt.Die Vereinigung der Betreiber von Tanklastwagen teilte mit, sie werde keinen NATO-Nachschub mehr transportieren. Die in Pakistan einflussreichen Anwälte boykottierten Gerichtsverhandlungen und hielten in mehreren Städten Protestveranstaltungen ab.

Nach dem Angriff hatte die pakistanische Regierung bereits die wichtige Nachschubroute der NATO durch das Land gekappt. Sie hatte die USA außerdem aufgefordert, eine Luftwaffenbasis im Südwesten des Landes binnen 15 Tagen zu räumen. Alle Übereinkünfte mit den USA und der NATO würden überprüft.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts

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