Politik

Terror neuen Ausmaßes Pakistaner bomben in Afghanistan

Vor Ort zeigte sich ein Bild des Grauens.

Vor Ort zeigte sich ein Bild des Grauens.

(Foto: AP)

Erstmals bekennen sich pakistanische Terroristen zu einem schweren Anschlag in Afghanistan mit Dutzenden Toten. Der instabilen Region drohen unabsehbare Folgen. Noch am Montag war in Bonn in Abwesenheit Pakistans über die Zukunft am Hindukusch verhandelt worden. Tenor: Ohne Mithilfe Pakistans hat die Region keine Chance.

Einer der schwersten Anschläge in Afghanistan hat womöglich eine weit größere Dimension: Eine pakistanische Terrororganisation bekannte sich zu dem Selbstmordattentat auf schiitische Gläubige in Kabul mit fast 60 Toten. Das sagte ein Sprecher der Organisation Lashkar e-Jhangvi al-Alami der Nachrichtenagentur dpa im pakistanischen Peshawar. Ein Attentäter hatte sich zuvor während des schiitischen Aschura-Festes in Kabul in die Luft gesprengt. Auch zu einem zweiten Anschlag in Masar-i-Scharif mit vier Toten bekannte sich die pakistanische Organisation. Ihr werden Kontakte zu Al-Kaida und den Taliban nachgesagt.

Die sunnitische Terrorgruppe Lashkar e-Jhangvi al-Alami wurde in der Vergangenheit für Dutzende Anschläge auf Schiiten in Pakistan verantwortlich gemacht. Übergriffe auf das Nachbarland Afghanistan waren bislang nicht bekannt.

Karsai: Ohne Pakistan geht es nicht

Dutzende Menschen werden Ziel einer neuen terroristischen Bedrohung.

Dutzende Menschen werden Ziel einer neuen terroristischen Bedrohung.

(Foto: AP)

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte zuvor bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin betont, ohne Unterstützung Pakistans sei kein Friedensprozess in Afghanistan möglich. "Pakistan hat leider auf seinem Territorium bestimmte sichere Häfen für Terroristen. Darunter leiden wir beide. Das muss angegangen werden", forderte Karsai. "Wir werden sonst keinen Frieden in Afghanistan haben und auch keinen Frieden und keine Stabilität in Pakistan. Es gibt da einen sehr engen Zusammenhang."

Noch am Montag hatte die Weltgemeinschaft in Bonn über die Zukunft Afghanistans nach dem NATO-Abzug Ende 2014 beraten – über weitere Milliardenhilfen und eine Aussöhnung mit den Taliban.

Bild des Grauens vor Ort

Die direkte aus Gefahr war bislang nicht konkret eingeschätzt worden.

Die direkte aus Gefahr war bislang nicht konkret eingeschätzt worden.

(Foto: AP)

Der Angriff in Kabul galt dem Abu-Fasl-Schrein in der Altstadt, wo sich zahlreiche Gläubige an einem der höchsten Feiertage der schiitischen Muslime versammelt hatten. Der Anschlag ereignete sich nur rund 500 Meter vom Präsidentenpalast entfernt. Ein Augenzeuge berichtete: "Rund um den Schrein lagen überall Körperteile, auch Kinder waren unter den Toten." Insgesamt wurden bei den beiden Attentaten mehr als 130 Menschen verletzt. Die Taliban wiesen jede Verantwortung zurück.

Angriffe gegen die schiitische Minderheit waren in Afghanistan anders als im Nachbarland Pakistan oder im Irak bislang äußerst selten. Die afghanischen Behörden hatten von Anfang an sunnitische Extremisten hinter den Taten vermutet. Die Taliban rekrutieren sich vorwiegend aus sunnitischen Muslimen. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid nannte die Anschläge aber unmenschlich und unislamisch. Der schiitische Geistliche Seyed Taqdusi sagte: "Schiiten und Sunniten leben in Afghanistan friedlich zusammen." Er sah die Drahtzieher des Kabuler Anschlags in Pakistan.

Kurz nach dem Anschlag in Kabul explodierte im Zentrum von Masar-i-Scharif im Einsatzgebiet der Bundeswehr eine weitere Bombe. Der an einem Fahrrad befestigte Sprengsatz war nach Polizeiangaben in der Nähe einer schiitischen Moschee im Stadtzentrum detoniert. Auch in Masar-i-Scharif hatten Schiiten Aschura gefeiert.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen