Nach Selbstmordanschlag Panzer in Dschenin
18.06.2002, 07:45 UhrIsraelische Panzer sind am Abend erneut in die Stadt Dschenin im Westjordanland vorgedrungen. Nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen rückten sieben Panzer etwa 300 Meter weit auf palästinensisches Gebiet vor. Bewaffnete Palästinenser hätten auf die Panzer geschossen.
Kurz zuvor war eine Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts zu Ende gegegangen, auf der über die israelische Antwort auf den Selbstmordanschlag beraten werden sollte. Am Morgen hatte sich ein Attentäter in Jerusalem in einem Bus in die Luft gesprengt. 19 Israelis wurden getötet. Zu dem Attentat bekannte sich die radikale Hamas.
Bei dem schwersten Terroranschlag auf einen Bus seit Beginn des blutigen Konfliktes vor 21 Monaten wurden auch 52 Menschen verletzt, fünf von ihnen schweben noch in Lebensgefahr. Der vollbesetzte Bus befand sich zum Zeitpunkt der Detonation gerade auf einer belebten Kreuzung; viele Schüler waren auf dem Weg zur Schule. Die Explosion zerstörte den Bus völlig.
Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon fuhr erstmals persönlich zum Ort eines Anschlages. Scharon kündigte eine Fortsetzung des Kampfes gegen den Terrorismus an. Zu dem Anschlag bekannte sich die radikale Hamas-Organisation. Medienberichten zufolge ist der Vater des Attentäters Mohammed el Ghul in Nablus im Westjordanland von einem Hamas-Vertreter angerufen und über die Tat seines Sohnes informiert worden.
Erschütterung über die Tat
Der palästinensische Kommunalminister Sajeb Erekat verurteilte die Tat, meinte jedoch, die Palästinenserführung sei dafür nicht verantwortlich zu machen, weil Israel die Sicherheitsstrukturen der Palästinenser zerstört habe. Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan, US-Präsident George W. Bush, die EU und die Bundesregierung reagierten erschüttert auf die Bluttat. Der Anschlag sei ein weiterer Versuch, die Chance auf politische Lösungsansätze zu zerstören, die sich durch die internationalen politischen Bemühungen der vergangenen Wochen aufgetan hätten, sagte Bundesaußenminister Joschka Fischer.
Bush verschiebt Nahost-Rede
Als Reaktion auf den Anschlag hat US-Präsident George W. Bush seine mit Spannung erwartete Rede zur Lage im Nahen Osten verschoben. Aus Kreisen des Weißen Hauses in Washington verlautete, Bush werde sich nun frühestens am Donnerstag äußern. Zuvor werde er mit seinen Beratern die Auswirkungen des Anschlags erörtern
Am Montag hatten Regierungsbeamte die Rede Bushs für Dienstag oder Mittwoch angekündigt. Berater hatten erklärt, Bush sei für einen Übergangsstaat auf dem Gebiet, das die Palästinenser jetzt kontrollierten. Das sind 40 Prozent des Westjordanlands und zwei Drittel des Gazastreifens.
Quelle: ntv.de