Politik

Umstritten und ultrakonservativ Papst ernennt Weihbischof

Papst Benedikt XVI. hat einen ultrakonservativen Geistlichen zum Weihbischof im österreichischen Linz berufen. Dabei stand Gerhard Maria Wagner gar nicht auf der Vorschlagliste des Linzer Bistums, wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" berichteten. Der 54-jährige Wagner, seit 1988 Pfarrer in Windischgarsten, hatte mit seinen kontroversen Äußerungen in der katholischen Kirche Österreichs immer wieder für Aufregung gesorgt.

Als der Hurrikan "Katrina" im Jahr 2005 die US-Küstenstadt New Orleans zerstörte, verkündete Wagner im Pfarrblatt seiner damaligen Gemeinde: "Es ist wohl kein Zufall, dass in New Orleans alle fünf Abtreibungskliniken sowie Nachtklubs zerstört wurden." Der Sturm sei eine Art göttliche Strafe für eine unmoralische Stadt.

Nach der Tsunami-Katastrophe 2004 merkte er an, dass die Flutwelle nicht zufällig zu Weihnachten aufgetreten sei, wenn die Leute aus dem reichen Westen ins arme Thailand flüchteten. Zuvor hatte Wagner bereits junge Leute vor der Harry Potter-Lektüre gewarnt, da er hinter den Büchern von Joanne K. Rowling "Satanismus" vermutete.

Die Berufung Wagners kommt zu einem Zeitpunkt, da Papst Benedikt wegen der Wiederaufnahme von vier exkommunizierten Bischöfen der erzkonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X. in die katholische Kirche heftig kritisiert wird. Unter ihnen befindet sich auch der Holocaust-Leugner Richard Williamson.

Israel droht dem Vatikan

Der israelische Minister für Religionsangelegenheiten, Jizchak Cohen, hat derweil wegen der Rehabilitierung Williamsons mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Vatikan gedroht. Wie "Der Spiegel" schreibt, sagte Cohen, er empfehle, "die Verbindungen mit einer Körperschaft, in der Holocaust-Leugner und Antisemiten Mitglied sind, vollständig abzubrechen".

Der erzkonservative Bischof hatte sich zwar beim Vatikan für den von ihm ausgelösten "Sturm" entschuldigt, seine Äußerungen zum Holocaust aber nicht zurückgenommen. Er hatte unter anderem im schwedischen Fernsehen erklärt, von den Nazis seien nicht sechs Millionen Juden ermordet worden, und es habe keine Gaskammern in den Konzentrationslagern gegeben.

Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte dem "Spiegel", mit der Rehabilitierung von Bischof Williamson "einen Holocaust-Leugner gesellschaftsfähig gemacht" zu haben, sei "unverzeihlich". Dies zeige, dass der Papst "die Versöhnung mit den Juden, die seine Vorgänger vorangebracht haben, infrage stellt". Israel Meir Lau, ehemaliger Oberrabbiner Israels und Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald, fragt im "Spiegel": "Wie kann ein solcher Lügner den Schutz und die Rehabilitierung des Führers der katholischen Kirche bekommen?"

Quelle: ntv.de

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