Kreuzweg mit Benedikt Papst geht auf Alltagssorgen ein
06.04.2012, 22:43 Uhr
Papst Benedikt XVI..
(Foto: AP)
Die Themen Ehe und Familie stehen im Zentrum der Meditationen am Karfreitag. Die Erfahrung von Leid präge auch die Familie, sagt der Papst in seinem Schlusswort. Er verweist auf Unverständnis, auf Sorgen um die Zukunft der Kinder, auf Krankheiten und Entbehrungen verschiedenster Art. Im Heiligen Land empfinden Gläubige die Leiden Jesu nach.
Papst Benedikt XVI. hat gemeinsam mit tausenden Gläubigen am Karfreitagabend am Kolosseum in Rom den traditionellen Kreuweg gebetet. Meditationen zu Problemen in Familie und Ehe prägten die Zeremonie am Wahrzeichen Roms.

Die abendliche Zeremonie mit dem Papst an Roms Wahrzeichen gilt als besonders ergreifend - Tausende Gläubige, Pilger und Touristen verfolgen sie jedes Jahr.
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Benedikt hatte das italienische Ehepaar Danilo und Anna Maria Zanzucchi von der Fokolar-Bewegung gebeten, in diesem Jahr die Betrachtungen zu den einzelnen Stationen auf dem nachgezeichneten Leidensweg Jesu zu verfassen. Die Texte drehten sich um Untreue, Streit, Trennung und Tod. Der Kreuzweg ist einer der bewegenden Höhepunkte der Osterfeiern. An der 14. und letzten Station hielt Benedikt das Kreuz selbst.
Um Leiden und Lasten gemeinsam tragen zu können, bat das Ehepaar in seinen Meditationen stellvertretend um die Hilfe der Gesellschaft, "der wir Familien als lebendiger und formender Teil angehören". Die Fokolar-Bewegung ist eine in Italien gegründete katholische geistliche Gemeinschaft. Unter anderem Familien aus Italien, Burkina Faso und Peru trugen das Kreuz auf den 14 Stationen am Kolosseum.
Die Erfahrung von Leid präge auch die Familie, sagte der Papst in seinem Schlusswort. Er verwies auf Unverständnis, auf Sorgen um die Zukunft der Kinder, auf Krankheiten und Entbehrungen verschiedenster Art. "In unserer Zeit ist überdies die Situation vieler Familien erschwert durch die Unsicherheit der Arbeit und durch andere negative Auswirkungen der Wirtschaftskrise", sagte das Kirchenoberhaupt.
Die deutschen Bischöfe wandten sich in ihren Karfreitagspredigten gegen Hass und Gewalt, Eigennutz und materielles Streben. Gleichzeitig forderten sie die Christen zu festem Glauben auf. Angesichts von Euro-Krise und Terrorgefahren, aber auch persönlicher Trauer und Not dürften sie nicht an Gott zweifeln, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, im Willibrordi-Dom zu Wesel (Nordrhein-Westfalen). Mehrere Bischöfe gingen in ihren Predigten auf das Blutvergießen in Syrien ein.
In Jerusalems Altstadt empfanden hunderte Gläubige am Karfreitag bei ihrer traditionellen Prozession durch die Via Dolorosa den Leidensweg Jesu nach. Einige trugen große Holzkreuze ein Stück der Strecke. Tausende Menschen säumten den Weg. Jesus wurde nach christlichem Glauben am Karfreitag verurteilt und auf dem Hügel Golgatha gekreuzigt. 14 Stationen auf dem Leidensweg markieren die Stellen, an denen er unter dem Gewicht des schweren Holzkreuzes zusammenbrach.
In einem umstrittenen Karfreitagsritual ließen sich auf den Philippinen mehr als 20 Menschen an Kreuze nageln. Vor zehntausenden Schaulustigen wollten sie nach eigenen Angaben an die Leiden Jesu erinnern und Sünden sühnen.
Mit der traditionellen Fußwaschung hatte Benedikt am Vorabend die Osterfeierlichkeiten des Vatikans begonnen. Er reinigte bei einem Gottesdienst in der römischen Lateranbasilika zwölf Priestern die Füße, wie laut biblischer Überlieferung Jesus beim Letzten Abendmahl seinen Jüngern. In seiner Predigt prangerte der Papst den Hochmut als "das eigentliche Wesen der Sünde" an. Die Kollekte dieses Abendmahlgottesdienstes kommt syrischen Flüchtlingen zugute.
Weiterer Höhepunkt der Osterfeiern ist die Messe zur Osternacht am Samstagabend im Petersdom. Am Ostersonntag erteilt der Papst auf dem Petersplatz den Segen "Urbi et orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis).
Quelle: ntv.de, dpa