Politik

Eine Art Vermächtnis Papst geißelt "Ungläubigkeit"

Bei einer Messe vor mehr als 2,5 Millionen gläubigen Polen hat Papst Johannes Paul II. die "Ungläubigkeit" unserer Zeit angeprangert. Der moderne Mensch lebe, sagte der 82-Jährige sichtlich erregt, "als gebe es keinen Gott".

Mehrfach sprach der Papst in seiner Predigt, die in einigen Passagen einem Vermächtnis glich, von einem herrschenden "Mysterium des Bösen". Er wandte sich insbesondere gegen die Gentechnik, die aus seiner Sicht einer Beanspruchung des "Rechts des Schöpfers" gleichkommt. In das "Mysterium des menschlichen Lebens" aber dürfe sich der Mensch nicht einmischen.

Eindringlich warnte er außerdem vor einer "falschen Ideologie der Freiheit" ohne Verantwortung. Wie schon in den Tagen zuvor klagte der Papst Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Ungerechtigkeit in Polen an.

Ungewisses Wiedersehen

Der Gottesdienst unter freiem Himmel war emotionaler Höhepunkt der dreitägigen Reise des Papstes in seine polnische Heimat. Offensichtlich gerührt verabschiedete sich ein geschwächt wirkender Johannes Paul von der jubelnden Menge mit den Worten: "Auf Wiedersehen! - Aber das liegt in Gottes Hand." Der Papst reist am Montag nach Rom zurück.

Im Rahmen der Messe wurden auch drei polnische Priester und eine Nonne selig gesprochen, die sich während des Zweiten Weltkriegs besonders um Kriegsgefangene in Polen gekümmert hatten. Außer hohen polnischen Politikern kamen dazu auch der litauische Präsident Valdas Adamkus und der slowakische Präsident Rudolf Schuster nach Krakau.

Bewegende Vergangenheit

Zu der südpolnischen Stadt hat Karol Wojtyla eine besonders enge Beziehung. Hier studierte er als junger Mann Philosophie und spielte Theater. Später besuchte er während der deutschen Besatzung ein geheimes Priesterseminar. 1946 wurde er in Krakau zum Priester und 1958 zum Bischof geweiht.

Mehrere Male fuhr Johannes Paul bei seinem Besuch an dem Haus vorbei, in dem er nach dem frühen Tod seiner Mutter mit seinem Vater gelebt hatte. Auch sprach er vor den Gläubigen von seinen Erinnerungen an das Leben in der Stadt.

So erzählte er am Samstag bei der Weihe einer Kirche davon, wie er unter der Naziherrschaft als Zwangsarbeiter in einer Chemiefabrik gearbeitet hatte. Am Sonntagabend wollte der Papst auf dem Krakauer Friedhof auch das Grab seiner Eltern besuchen.

Die nunmehr neunte Visite des Papstes in seinem Heimatland - so befürchten viele seiner Landsleute - könnte auch die letzte gewesen sein.

Quelle: ntv.de

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