Politik

Rede vor der UNO Papst kritisiert die USA

Papst Benedikt XVI. hat in einer Grundsatzrede vor den Vereinten Nationen Alleingänge einzelner Staaten verurteilt. In einem deutlichen Seitenhieb gegen den US-Einmarsch in den Irak warnte er davor, das gemeinsame Vorgehen der Nationen durch unilaterale Beschlüsse zu gefährden. Zugleich mahnte er eine internationale Einmischung an, wenn ein Land sein Volk nicht vor "schweren und unaufhörlichen Menschenrechtsverletzungen schützen kann." Die Rede vor der Vollversammlung gilt als politischer Höhepunkt der US-Reise des Kirchenoberhaupts, das nach Paul VI. und seinem Vorgänger Johannes Paul II. erst als dritter Papst vor der Staatengemeinschaft sprach.

Konsens-Gedanke in der Krise

Der deutsche Pontifex redete abwechselnd in Englisch und Französisch über eine weite Brandbreite von Themen wie Globalisierung, Umweltschutz und Menschenrechte. Die internationale Gemeinschaft müsse fähig sein, "durch verbindliche internationale Regeln auf die Anforderungen der menschlichen Familie zu reagieren", sagte der 81-Jährige. Die Idee eines multilateralen Konsens befinde sich in der Krise, "weil sie den Entscheidungen einiger weniger untergeordnet wird", sagte Benedikt. "Dabei verlangen die Probleme der Welt danach, dass die internationale Gemeinschaft in einer kollektiven Aktion eingreift." Zur Lösung von Konflikten müsse jede diplomatische Möglichkeit ausgeschöpft und jede auch noch so kleine Chance für Dialog und Versöhnung genutzt werden.

Deutliches Schuldbekenntnis

Nach seinem überraschend deutlichen Schuldbekenntnis im Skandal um den Kindesmissbrauch durch US-Priester hatte der 81-Jährige auch ein klares politisches Wort ankündigen lassen, ohne dass er einzelne Konflikte zur Sprache bringen wollte. Anlass der Rede war der 60. Jahrestag der Verkündung der Charta der Menschenrechte. Am Abend vor seiner Ansprache war das Kirchenoberhaupt mit Opfern sexueller Gewalt durch katholische Priester zusammengekommen. Es war mutmaßlich das erste Mal überhaupt, dass ein Papst mit Menschen zusammenkam, die von Geistlichen missbraucht wurden. "Sie haben gemeinsam mit dem Heiligen Vater gebetet, und anschließend hat er ihnen zugehört und ihnen Worte der Ermutigung und der Hoffnung gespendet", teilte der Vatikan mit. Die Erklärung wurde erst nach dem Ende des Treffens in der Kapelle der Vertretung des Vatikans in Washington herausgegeben.

Schadenersatz

Der Skandal hatte 2002 die Kirche in den USA erschüttert und die Diözesen zwei Milliarden Dollar Schadenersatz gekostet. Kirchlichen Angaben zufolge waren in rund 50 Jahren mehr als 10.000 Kinder betroffen und knapp 4400 Priester beteiligt. Drei der Betroffenen äußerten sich im Fernsehsender CNN tief bewegt über das Treffen mit dem Papst. Benedikt habe ihre Gefühle geteilt, sagte Olan Horne. Den Worten würden Taten folgen, äußerte sich Bernie McDaid überzeugt. "Ich ging auf ihn zu und brach in Tränen aus", schilderte Faith Johnston ihre Begegnung mit dem Kirchenoberhaupt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen