Politik

Messe im Stadion Papst warnt vor Entfremdung

Papst Benedikt XVI. hat in einer Messe vor knapp 50.000 Gläubigen in Washington vor einer Zerrüttung der sozialen Beziehungen, steigender Gewalt und Entfremdung gewarnt. "Wir sehen klare Zeichen eines besorgniserregenden Zusammenbruchs der Grundlagen der Gesellschaft", rief er der Menge zu. Moralische Werte würden zunehmend aufgeweicht, die modernen Gesellschaften stünden an einem Scheideweg. Hinzu komme "eine zunehmende Achtlosigkeit gegenüber Gott". Zugleich nahm Benedikt erneut zum Missbrauchs-Skandal in der US-Kirche Stellung.

Der Gottesdienst im Baseballstadion von Washington, bei dem strengste Sicherheitsmaßnahmen herrschten, war ein pastoraler Höhepunkt der sechstägigen USA-Reise des Papstes. An diesem Freitag spricht er vor der UN-Generalversammlung in New York. Beobachter erwarten eine politische Rede, in der sich der aus Deutschland stammende Kirchenführer vor allem für eine Stärkung der Menschenrechte einsetzen dürfte. Außerdem steht ein Kurzbesuch in der Park East Synagoge in Manhattan auf dem Programm.

Schicksal der Sklaven

Die Predigt war über weite Strecken stark theologisch gehalten. Zugleich verwies Benedikt auf das "Unrecht, das die amerikanischen Ureinwohner erleiden mussten" und betonte das Schicksal der Afrikaner, die als Sklaven nach Amerika gebracht wurden.

Erneut sprach er die Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Priester an. Keines seiner Worte könne die Schmerzen und das Leiden beschreiben, die durch diesen Missbrauch verursacht worden seien. Zugleich müssten "die Bemühungen zum Schutz von Kindern fortgesetzt werden". In Vatikankreisen wurde darauf verwiesen, dass Benedikt sich damit bereits zum dritten Mal während seiner Reise zu dem Skandal geäußert habe, der die US-Kirche vor Jahren in eine schwere Krise stürzte.

Jahrelange Vertuschung

Bei einem Treffen mit über 400 amerikanischen Bischöfen hatte Benedikt XVI. die Kirche aufgerufen, die Wunden des sexuellen Missbrauchsskandals zu heilen. Sie müsse sich "mit Mitgefühl und Fürsorge" um die Opfer kümmern. Mit Blick auf die teils jahrelange Vertuschung warf er der US-Kirche vor, sie sei mit dem Skandal "teilweise sehr schlecht umgegangen".

Zugleich rief der Papst in diesem Zusammenhang gegen Pornografie und Gewalt in den Medien auf. "Was bedeutet es, von Schutz für die Kinder zu reden, wenn in vielen Haushalten Pornografie und Gewalt zu sehen sind?", fragte er. Auch Medien und die "Unterhaltungsindustrie" müssten sich an moralischen Werten ausrichten.

Quelle: ntv.de

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