Politik

Austausch mit "Agentin" Reiss? Paris lässt Mörder frei

Erst ließ Teheran die Französin Clotilde Reiss ausreisen, jetzt schiebt Frankreich den Mörder des früheren iranischen Ministerpräsidenten Bachtiar in den Iran ab. Die Parallelität der Ereignisse deutet auf einen Deal hin - Paris und Teheran bestreiten vehement.

Hat Clotilde Reiss für den französischen Geheimdienst gearbeitet?

Hat Clotilde Reiss für den französischen Geheimdienst gearbeitet?

(Foto: AP)

Nach der Freilassung einer Französin durch den Iran hat Frankreich den Mörder des früheren iranischen Regierungschefs Tschapur Bachtiar ausreisen lassen. Ali Wakili Rad verließ Paris nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in einer Linienmaschine nach Teheran. Wie die französische Regierung bestritt sein Anwalt, dass es sich um einen "Austausch" mit der am Wochenende freigelassenen Französin Clotilde Reiss handelte.

Wakili Rad war wegen des Mordes an Bachtiar von 1991 in Frankreich zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Bachtiar, der letzter Regierungschef unter dem Schah war, hatte dort seit der islamischen Revolution im Iran im Exil gelebt. Die Regierung in Teheran hatte mehrfach die Freilassung von Wakili Rad gefordert.

Er konnte nach einem Haftprüfungstermin am Dienstagvormittag sein Gefängnis in Poissy bei Paris verlassen. Am Nachmittag flog er nach Teheran, wie Flughafenvertreter am Hauptstadt-Airport Orly mitteilten. Innenminister Brice Hortefeux hatte am Vortag seine Ausweisung in den Iran für den Fall der Freilassung angeordnet. Dies hatte der Verurteilte selbst verlangt. Wakili Rad wolle sich in seiner Heimat ein neues Leben aufbauen, sagte sein Anwalt Sorin Margulis. Er wolle dort "in einem Reisebüro arbeiten".

Paris und Teheran bestreiten Deal

Die französische Universitätsangestellte Clotilde Reiss war am Sonntag nach monatelangem Hausarrest in Teheran nach Frankreich zurückgekehrt. Tags zuvor war sie wegen der Unterstützung der Massenproteste gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Diese wurde aber umgehend in eine Geldbuße umgewandelt.

"Das darf nicht als Austausch interpretiert werden", sagte Wakili Rads Anwalt Margulis. Die Mindesthaftzeit seines Mandanten sei schon im vergangenen Jahr abgelaufen. Er wäre wahrscheinlich schneller freigekommen, wenn Reiss nicht im Iran verhaftet worden wäre. Das französische Außenministerium bekräftigte, es habe keinen Deal mit Teheran über die Freilassung von Reiss und Wakili Rad gegeben.

Für Sozialistensprecher Benoît Hamon war dagegen klar, dass Paris Teheran etwas für die Freilassung von Reiss zugesichert hat. "Man verkauft die Leute für dumm, wenn man heute erklärt, es habe keine Gegenleistungen gegeben." Der Anwalt Karim Lahidji, der die Familie von Bachtiar im Prozess gegen den Mörder vertreten hatte, kritisierte die Freilassung von Wakili Rad scharf. Das demokratische Frankreich habe "gegenüber einem Terrorstaat nachgegeben", sagte.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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