Angriff auf griechischen Parteisitz Patrone landet in Samaras-Büro
14.01.2013, 18:10 Uhr
Experten von der Polizei suchen nach Beweisen.
(Foto: AP)
Eine neue Gewaltspirale in Griechenland? Nach mehreren Brandanschlägen fallen nun auch Schüsse in Athen. Sogar das Büro von Regierungschef Samaras wird getroffen. Offenbar versuchen Autonome, die Koalitionsregierung zu terrorisieren.
In Griechenlands Hauptstadt Athen haben Unbekannte mehrere Schüsse auf Büros der regierenden Partei Nea Dimokratia abgefeuert. Eine Patronenhülse sei später im Büro von Ministerpräsident Antonis Samaras entdeckt worden, eine andere auf einem Dach, teilte die Polizei mit. Verletzt wurde bei der Attacke, die sich in der Nacht zum Montag ereignete, niemand.
Wie der griechische Justizminister Nikos Dendias im Parlament sagte, hätten die Täter mit zwei Maschinenpistolen mehrere Schüsse abgefeuert. Demnach parkten sie in der Nähe ein Auto, eröffneten das Feuer, nachdem sie von Sicherheitsleuten entdeckt wurden, und fuhren wieder davon. Später sei ein als gestohlen gemeldetes ausgebranntes Auto in der Nähe des Tatorts entdeckt worden, bei dem es sich um das Auto der Angreifer handeln könnte. Die Polizei fand in der Nähe der Büros neun Patronen einer Kalaschnikow-Maschinenpistole. Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für den Anschlag.
Sicherheitskreise vermuteten, dass der Anschlag mit der Räumung eines seit Jahrzehnten von Autonomen besetzten Hauses zusammenhängen könnte. Dabei waren am 9. Januar mindestens 90 Menschen festgenommen worden. Nach der Räumung griffen Unbekannte in den vergangenen Tagen mehrfach Politiker, deren Verwandte und Journalisten an.
Syriza distanziert sich
Am frühen Samstagmorgen waren zwei Bezirksbüros der Nea Dimokratia von Unbekannten in Brand gesetzt geworden. An einem Büro der sozialistischen Pasok, die gleichfalls der Regierungskoalition angehört, wurden die Fensterscheiben zerstört. Am Freitag waren auch die Wohnungen von fünf griechischen Journalisten Ziel von Brandanschlägen. Am Sonntag wurde an der Wohnung des Bruders des Regierungssprechers Feuer gelegt.
"Die Demokratie lässt sich nicht terrorisieren", sagte ein Vertreter der bürgerlichen Partei Nea Dimokratia im staatlichen Fernsehen. Ähnlich äußerte sich Regierungssprecher Simos Kedikoglou. Die Angriffe der letzten Tage sorgten auch für politischen Streit: Die Nea Dimokratia wirft dem Bündnis der radikalen Linken (Syriza) vor, mit der autonomen Szene zu liebäugeln. Syriza distanzierte sich von jeder Form der Gewalt und warf der Regierungsseite vor, von tagespolitischen Themen wie den jüngsten Steuererhöhungen ablenken zu wollen.
Es wird befürchtet, dass es sich um eine neue Welle linksradikaler Gewalt handelt. Das Vorgehen erinnere an die Methoden der militanten Gruppe Revolutionärer Kampf, teilte die Polizei mit. Experten schließen nicht aus, dass sich die Gewalt gegen die Sparpolitik der Regierung des hochverschuldeten Landes richtet. Die Gewalt "untergräbt unsere Wirtschaft zu einem kritischen Zeitpunkt", sagte Regierungssprecher Simos Kedikoglou.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP