Sadr verkündet Waffenruhe Pause im Bruderkrieg
29.08.2007, 11:44 UhrDie rivalisierenden Schiiten-Parteien im Irak tragen ihren Machtkampf zunehmend mit Waffengewalt aus. In der Pilgerstadt Kerbela kam es am Mittwoch zu heftigen Gefechten zwischen Regierungstruppen, die der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki in die Stadt geschickt hatte, und Milizionären, die der Bewegung des radikalen Schiiten-Predigers Muktada al-Sadr zugerechnet werden. Augenzeugen sahen brennende Gebäude und Rauchwolken, die über der Innenstadt aufstiegen.
Am Nachmittag verkündete der Nationale Sicherheitsberater, Muwaffak al-Rubai: "Die Lage in Kerbela ist wieder unter Kontrolle, alle Gesetzesbrecher sind vertrieben. Unsere eiserne Faust wird jeden treffen, der gegen das Gesetz verstößt." Al-Sadr rief daraufhin seine Miliz zur Ordnung. Hasem al-Aradschi, ein Vertrauter des jungen Predigers, erklärte: "Al-Sadr hat entschieden, die Aktivitäten der Mahdi-Armee ohne Ausnahme für die Dauer von sechs Monaten zu stoppen."
Am Vortag hatten während einer schiitischen Wallfahrt in Kerbela Sadr-Anhänger und Wächter der heiligen Stätten aufeinander geschossen. Dabei waren nach Auskunft der Gesundheitsbehörde der Stadt rund 50 Menschen getötet und mehr als 300 weitere verletzt worden.
Al-Maliki verhängte in der 100 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt eine Ausgangssperre. Die Sicherheitskräfte halfen Hunderttausenden von Pilgern, die Stadt zu verlassen. Die Pilger waren Anfang der Woche nach Kerbela gekommen, um den Jahrestag der Geburt des Imams Mohammed al-Mahdi zu begehen.
In Hilla südlich von Bagdad kam es am Morgen zu Gefechten zwischen Sadr-Milizionären und bewaffneten Mitgliedern der schiitischen Partei Hoher Islamischer Rat im Irak (SICI), bei denen nach Polizeiangaben sechs Kämpfer starben. Auch in Bagdad und in Kufa griffen bewaffnete Schiiten Büros der Partei an.
Al-Sadr rief seine Anhänger auf, keine Büros der SICI zu zerstören und mit den Sicherheitskräften zusammenzuarbeiten. In einer Erklärung Al-Sadrs hieß es: "Ich rufe die Anhänger der Sadr-Bewegung zu Selbstdisziplin und Ruhe auf."
Quelle: ntv.de