Marcos' Witwe geht in die Politik Philippinen wählen die Hoffnung
11.05.2010, 15:52 UhrBenigno Aquino wird mit großer Mehrheit neuer Präsident der Philippinen. Nun muss er zeigen, ob er seine Versprechen, die Korruption zu bekämpfen und die Armut zu besiegen, umsetzen kann. Witwe und Kinder von Ex-Diktator Marcos feiern derweil ein politisches Comeback.
Bei der Präsidentenwahl auf den Philippinen hat Senator Benigno "Noynoy" Aquino einen klaren Sieg eingefahren. Nach Auszählung fast aller Stimmen lag der Sohn der früheren Präsidentin Corazon Aquino laut Wahlkommission mit rund 40 Prozent vorne, deutlich dahinter landete Ex-Präsident Joseph Estrada mit rund 25 Prozent. Nach philippinischem Wahlrecht ist derjenige gewählt, der im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhält.

Benigno "Noynoy" Aquino ist der Hoffnungsträger vieler Menschen - er gehört jedoch auch dem politischen Etablissement an.
(Foto: REUTERS)
Aquino hielt sich zunächst mit Siegesäußerungen zurück. "Meine Eltern und meine Schule haben mir mitgegeben, bescheiden zu sein", meinte er. Er sei aber bereit, die Zügel in die Hand zu nehmen. "Wir beginnen langsam, die Verantwortung dafür zu akzeptieren, diese Nation mit 90 Millionen Einwohnern zu führen."
Der auf dem dritten Platz liegende Geschäftsmann Manuel Villar räumte seine Niederlage ein. "Die Bevölkerung der Philippinen hat sich entschieden", sagte Villar und gratulierte Aquino zum Wahlsieg. Estrada wollte die Bekanntgabe des offiziellen Endergebnisses abwarten, ehe er sich zum Wahlausgang äußert. Staatschefin Gloria Arroyo, deren Amtszeit von Korruptionsvorwürfen überschattet war, durfte nicht erneut für das Präsidentenamt kandidieren. Sie bewarb sich allerdings um einen Abgeordnetensitz - nach Meinung von Kritikern, um sich mit der dazugehörigen Immunität vor Korruptionsanklagen zu schützen. Sie führte in ihrem Bezirk mit großem Vorsprung.
Wahlbeteiligung von 75 Prozent
Der 50-jährige Junggeselle Aquino war mit dem Versprechen angetreten, die Korruption zu bekämpfen und die Armut zu verringern. Er genießt in dem südostasiatischen Land wegen der Verdienste seiner Eltern hohes Ansehen. Seine Mutter Corazon war von 1986 an sechs Jahre lang Präsidentin. Sie und ihr 1983 ermordeter Ehemann Benigno senior gelten als Verfechter der Demokratie. Aquino hatte seine Kandidatur nach dem Krebstod seiner Mutter im vergangenen August angekündigt.

Aufräumen nach dem Urnengang - 50 Millionen Menschen waren wahlberechtigt, 75 Prozent von ihnen gingen zur Wahl.
(Foto: dpa)
Aquino kündigte an, eine umfassende Untersuchung der Betrugsvorwürfe gegen seine Vorgängerin Arroyo einzuleiten. Den Anschuldigungen, dass seine Amtsvorgängerin 2004 die Wahlen manipuliert habe, sei nie entschieden nachgegangen worden, sagte er.
Bei der Abstimmung am Montag wählten die Philippiner nicht nur einen neuen Präsidenten, sondern auch dessen Stellvertreter und ein neues Parlament. Gleichzeitig wurden Provinz- und Kommunalwahlen abgehalten. Insgesamt wurden 17.000 politische Mandate neu vergeben. Nach amtlichen Schätzungen gingen rund 75 Prozent der 50 Millionen Wahlberechtigten zur Wahl.
Familie Marcos wieder im Geschäft
Bei dem Urnengang gelang mehreren Angehörigen des früheren Diktators Ferdinand Marcos die Rückkehr auf die politische Bühne. Die für ihren ausschweifenden Lebensstil bekannte 80-jährige Witwe Imelda Marcos sitzt künftig für die nördliche Provinz Ilocos Norte im Repräsentantenhaus in Manila, wie Teilergebnisse bestätigten. Sohn Ferdinand Jr. gewann demnach einen Sitz im Senat, Tochter Imee wurde zur Gouverneurin von Ilocos Norte gewählt. Ferdinand Marcos regierte die Philippinen von 1966 bis zu seinem Sturz 1986, er starb wenige Jahre später im Exil im US-Bundesstaat Hawaii.
Die USA lobten den Verlauf der Wahlen in ihrer ehemaligen Kolonie. "Auch wenn noch einige Lehren gezogen werden müssen, ist unser überwiegender Eindruck, dass die Philippinen auf Vieles stolz sein können", erklärte die US-Botschaft in Manila, die 120 Wahlbeobachter in alle Teile des Landes entsandt hatte. Erstmals hatten die philippinischen Behörden bei dem Urnengang Wahlautomaten eingesetzt. Wegen technischer Probleme verzögerte sich allerdings die Stimmabgabe, vor den Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen.
Tote bei Rebellenangriff
Der Urnengang wurde außerdem von Gewalt überschattet. Bei einem Überfall kommunistischer Rebellen auf eine Armeeeinheit in der südlichen Region Maguindanao kamen sechs Menschen ums Leben, wie das Militär mitteilte. Bereits am Montag waren bei einer Serie von Gewalttaten mindestens zehn Menschen getötet worden. Dabei handelte es sich zumeist um Kämpfe zwischen den Sicherheitskräften rivalisierender Politiker und der Polizei.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa