"Künstliche Empörung" Piloten unterstützen Profiling
04.01.2011, 07:46 UhrDer vom Flughafenverband geäußerte Vorschlag, nach dem Vorbild Israels Passagiere künftig in unterschiedliche Risikogruppen einzuteilen, stößt bei der Pilotenvereinigung Cockpit auf großes Interesse. Allerdings sind die Regierungsparteien der Idee gegenüber genauso abgeneigt wie die linke Opposition.

Angesichts der Terrorgefahr in Deutschland ist eine Debatte über die Kontrolle von Flugpassagieren entbrannt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Pilotenvereinigung Cockpit unterstützt den umstrittenen Vorschlag, Fluggäste bei Sicherheitskontrollen nach israelischem Vorbild in Risikogruppen einzuteilen. Er verstehe "die Welle der künstlichen Empörung über diesen Vorschlag nicht", sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg der "Rheinischen Post". Auch in anderen Lebensbereichen - etwa bei Versicherungen - sei die Einteilung in unterschiedliche Risikoklassen völlig normal.
Der Düsseldorfer Flughafen-Chef Christoph Blume war mit seinem Vorschlag für eine Risikoeinteilung von Passagieren vergangene Woche auf massive Kritik von Innenpolitikern und Datenschützern gestoßen. Blume hatte als designierter Präsident des deutschen Flughafenverbandes ADV angeregt, Passagiere bei den Sicherheitskontrollen nach dem Vorbild des israelischen Profiling in Risikogruppen einzuteilen. Die Israelis setzen dabei vor allem auf gezielte Befragungen der Passagiere, eines der Hauptkriterien ist die Herkunft.
Ministerin warnt vor Stigmatisierung
Auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hatte sich zuvor gegen eine Einteilung von Passagieren in Risikogruppen ausgesprochen. Die FDP-Ministerin warnte vor einer Stigmatisierung von Fluggästen, wenn man sie planmäßig nach ihrer Herkunft oder Religion einteile. Leutheusser-Schnarrenberger sieht im so genannten Profiling einen Verstoß gegen das deutsche und europäische Gleichheitsgebot.
Auch Profilbildungen auf Grundlage riesiger Datensammlungen lehnt die Bundesjustizministerin ab. "Gut ausgebildetes Flughafenpersonal kann mit gesundem Menschenverstand und breiter Erfahrung situationsangemessen entscheiden, wer wie kontrolliert wird." Wie die Ministerin lehnt auch der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz das Profiling an Flughäfen ab. "Dieser Vorschlag hat eindeutig diskriminierende Wirkung. Zudem stehen wir international vor dem Start der flächendeckenden Einführung von Körperscannern." Dies werde mehr Sicherheit bringen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP