Politik

Jubel und Kritik in Chile Pinochet-Familie verhaftet

Die Verhaftung von Familienangehörigen und Ex-Mitarbeitern des verstorbenen früheren Diktators Augusto Pinochet unter dem Vorwurf der Korruption hat in Chile Jubel, aber auch Kritik ausgelöst. Abgeordnete der Regierungskoalition der sozialistischen Staatspräsidentin Michelle Bachelet sangen im Parlament in Santiago de Chile spontan die Nationalhymne. Die Justiz werde nun beweisen, dass die Diktatur Pinochets (1973-90) nicht nur eine "staatliche Politik des Mordens, sondern von Staats wegen auch eine Politik des Raubens" verfolgt habe, meinte der Regierungsabgeordnete Tucapel Jimnez.

Anwälte der Pinochet-Familie und Politiker des rechten Spektrums klagten dagegen, die Verhaftungen seien ein politisches Manöver angesichts der sinkenden Popularität von Bachelet. "Immer dann, wenn die Regierung in den Umfragen schlecht abschneidet, passiert etwas; früher mit Pinochet, nun mit seiner Familie", sagte die Abgeordnete Mara Anglica Cristi von der konservativen Unabhängigen Demokratischen Union (UDI). Anwälte der Familie meinten, man werde eine Annullierung der Haftbefehle erreichen.

Die Witwe Lucia Hirart (84), die fünf Kinder sowie 14 weitere Familienangehörige und Mitarbeiter des im Dezember 2006 im Alter von 91 Jahren gestorbenen Pinochet verbrachten die Nacht zum Freitag hinter Gittern. Ein Richter hatte Haftbefehl wegen Korruption und illegaler Bereicherung erlassen. Zwei der insgesamt 23 Angeklagten wollten sich stellen, während ein Mann noch gesucht werde, berichteten Medien unter Berufung auf Justizkreise.

In der Anklage geht es um die sogenannte "Riggs-Affäre". Pinochet, seine Angehörigen und engste Mitarbeiter sollen von der Veruntreuung von Staatsgeldern in Höhe von 27 Millionen US-Dollar (heute etwa 19 Millionen Euro) profitiert haben, die auf geheimen Konten der US-Bank Riggs und anderer Institutionen deponiert waren.

Nach Angaben von Polizeisprechern leistete keiner der Verhafteten Widerstand. Einige hätten sich nach Bekanntgabe der Haftbefehle sogar freiwillig gestellt, darunter auch Pinochets Witwe Lucia Hiriart. Die Regierung in Santiago teilte mit, es werde für die Verhafteten keine Sonderbehandlung geben. General Pinochet hatte das Andenland nach einem Putsch gegen den damaligen sozialistischen Präsidenten Salvador Allende zwischen 1973 und 1990 mit eiserner Hand regiert. Nach Schätzung von Menschenrechtsgruppen wurden während seiner Militärherrschaft rund 3.000 Regimegegner ermordet.

Quelle: ntv.de

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