Politik

Spitzenkandidat Paul im Politiklabor Piraten wollen "Schuss Chili" sein

Nach den ersten Prognosen: Joachim Paul freut sich.

Nach den ersten Prognosen: Joachim Paul freut sich.

(Foto: dpa)

Der nordrhein-westfälische Spitzenkandidat der Piraten sieht seine Partei als "Schuss Chili" im Landtag. Als Hauptaufgabe der Piraten sieht Joachim Paul das "Ringen um die Erweiterung der politischen Möglichkeitsräume" für die Bürger.

Joachim Paul hat die Piratenpartei zum ersten Mal bei der Bundestagswahl 2009 gewählt. Beim Verlassen der Wahlkabine "fiel mir auf, dass ich das allererste Mal keine Faust in der Tasche hatte", lässt der heutige Spitzenkandidat der Partei in Nordrhein-Westfalen seine Leser auf der Internet-Kommunikationsplattform der Piraten wissen. "Es fühlte sich irgendwie gut an, das kleine Kreuzchen, das ich da gerade abgesondert hatte."

Wählerwanderungen zu den Piraten
CDU+ 60.000
SPD+ 90.000
Grüne+ 80.000
FDP+ 40.000
Linke+ 80.000
Nichtwähler+ 70.000
Andere      + 40.000

 

Quelle: ARD

Am Sonntag machten viele weitere Wähler zum ersten Mal ihr Kreuz bei der Piratenpartei: Bei etwa 8 Prozent landeten die Politneulinge den Hochrechnungen zufolge und zogen damit in das vierte Landesparlament in Folge ein. "Die Wähler haben sich entschlossen, einen Schuss Chili mit in den Landtag hineinzuwählen", freute sich der 54-jährige Paul am Wahlabend.

Der Biophysiker und Medienpädagoge kam vor drei Jahren über seinen Sohn in Kontakt zu den Piraten, denen er seit November 2009 angehört. "Es gab früher in meiner Lebensgeschichte, in meiner Studienzeit, den einen oder anderen Flirt mit den bunten Sponti-Bewegungen und dann nachher mit den Grünen", erzählte Paul jüngst in einem Radiointerview. Aber er sei bis zu seinem Eintritt bei den Piraten "nie Mitglied irgendeiner Partei gewesen, weil mir bei der einen Partei dieses, bei der anderen Partei immer jenes gefiel und das irgendwie nie ganz zur Deckung gebracht werden konnte". Das sei bei den Piraten anders, versicherte der in Neuss lebende wissenschaftliche Referent.

"Ringen um die Möglichkeitsräume"

Als Hauptaufgabe der Piraten, die sich bei der NRW-Wahl 2010 noch mit mickrigen 1,6 Prozent der Stimmen begnügen mussten, sieht Paul das "Ringen um die Erweiterung der politischen Möglichkeitsräume" für die Bürger. Den Rahmen dafür bildeten die Werte Freiheit, Respekt und Solidarität, schreibt der Diplom-Physiker, der 1993 an der medizinischen Fakultät der Universität Witten/Herdecke promovierte, in seinem Kandidatensteckbrief auf der Internetseite der Neusser Piraten. "Politik ist kein Beruf, sondern eine Tätigkeit, die jeder Bürgerin, jedem Bürger gut ansteht und zusteht."

Sätze wie dieser kommen dem spätberufenen Parteipolitiker auch in Live-Diskussionen druckreif über die Lippen. Nach einer WDR-Fernsehdebatte von sechs NRW-Spitzenkandidaten in der vergangenen Woche heimste Paul sogar von politischen Konkurrenten Lob für einen geradlinigen Auftritt ein. Gleichwohl blieben in der Runde kostspielige Piraten-Forderungen beispielsweise nach digitaler Lernmittelfreiheit für Schüler und einem fahrscheinlosen Nahverkehr heftig umstritten.

Als Grund für sein Engagement im "Politiklabor" Piratenpartei nennt Paul die Sorge um die Zukunft der Demokratie. "Ich bin politisch aktiv, weil ich unsere Demokratie gefährdet sehe durch eine aufkommende Fiskaldiktatur, mangelnde Solidarität in der Gesellschaft und zunehmendes Ausbrennen der arbeitenden Menschen", schreibt der Spitzenmann der NRW-Piraten in seinem Kandidatensteckbrief. Im Netz ist der 54-Jährige übrigens als "Nick Haflinger" unterwegs - das ist der Name eines hoch begabten Computer-Hackers aus dem Science-Fiction-Roman "Der Schockwellenreiter" von John Brunner.

Wegen des klaren Wahlsieges von Rot-Grün werden die Newcomer auf der Oppositionsbank Platz nehmen. In jedem Fall müssen sich die Landtags-Neulinge aber in den nächsten fünf Jahren als Team erweisen. Wenn es um mannschaftliche Geschlossenheit geht, fällt Paul sofort eine prominente Leitfigur ein - der Trainer des deutschen Fußballmeisters Borussia Dortmund. "Was das angeht, ist Jürgen Klopp mein Vorbild", bekannte Paul jüngst. "Weil er ein Team zusammenstellen kann."

Quelle: ntv.de, AFP

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