Letzte Rede des "Bürger Gauck" in Lodz Polen nennen Gauck "Idealfall"
01.03.2012, 22:40 Uhr
Gauck bei seiner Rede in der Universität Lodz.
(Foto: REUTERS)
In Polen herrsche viel weniger Verdruss, sagt Präsidentschaftskandidat Gauck bei seinem Besuch in Lodz. Auch sonst findet er viel Lob für den Wandel in Polen. Deutschland könne hier einiges lernen.
Präsidentschaftskandidat Joachim Gauck will sich bei einer Wahl zum Staatsoberhaupt besonders um die Beziehungen zu Polen kümmern. In einer Rede vor der Universität Lodz forderte er die Deutschen auf, sich am größten östlichen Nachbarn ein Beispiel zu nehmen. Im Unterschied zur Bundesrepublik herrsche in Polen "viel weniger Verdruss".
Gauck fand vor den annähernd tausend Studenten und sonstigen Zuhörern viel Lob für den Wandel in Polen seit dem : "Europa guckt gerne nach Westen und die Deutschen zumal. Dabei könnte meine Nation hier eine Menge lernen." Weiter sagte er über seine Eindrücke von Polen: "Sich nicht entmutigen lassen, sondern Dinge anzupacken, das hat mir viel Eindruck gemacht."
Auf seine möglichen künftigen Aufgaben ging Gauck nur sehr zurückhaltend ein. Zu den deutsch-polnischen Beziehungen sagte er lediglich: "Ich habe eine Menge eigener Vorstellungen über das deutsch-polnische Verhältnis."
Den Besuch in Lodz bezeichnete der frühere DDR-Bürgerrechtler als "Wiederbegegnung mit den bösen Traditionen deutscher Dominanz". habe Polen und Juden "unendliches Leid" zugefügt. Im Zweiten Weltkrieg hatte die deutsche Besatzungsmacht in Lodz eines der größten Ghettos eingerichtet, das nur wenige hundert Juden überlebten. Die große Mehrheit wurde ermordet.
Gauck gerngesehen in Bellevue
Der 72-Jährige folgte einer Einladung, die die Universität Lodz noch vor seiner Nominierung für das höchste deutsche Staatsamt ausgesprochen hatte. Vermutlich war dies seine letzte Rede vor der Bundesversammlung am 18. März. Der frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski, der im Publikum saß, lobte Gauck als "Idealbesetzung für uns Polen". "In den deutsch-polnischen Beziehungen sehe ich nur Vorteile, dass er das Amt übernimmt."
Gauck soll Mitte des Monats von CDU/CSU, SPD, Grünen und FDP zum neuen Staatsoberhaupt gewählt werden. Die frühere Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld, die von der Linkspartei nominiert wurde, gilt in der Bundesversammlung als Zählkandidatin.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP