Es bleibt unruhig in Ürümqi Polizei erschießt Uiguren
13.07.2009, 18:03 UhrBei neuen Auseinandersetzungen in der chinesischen Unruheregion Xinjiang sind nach amtlichen chinesischen Angaben zwei Uiguren von der Polizei erschossen und ein dritter verletzt worden. Auch ein Passant und ein Polizist wurden verletzt. Ein Sprecher der chinesischen Provinzregierung sagte weiter, die drei Uiguren hätten in der Nähe eines Krankenhauses der Provinzhauptstadt Ürümqi versucht, einen Anschlag auf Passanten zu verüben. Polizisten hätten zunächst Warnschüsse abgegeben und dann auf die Männer geschossen.
Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, die Polizei habe auf die drei Männer geschossen, weil sie einen vierten Uiguren mit Knüppeln und Messern angegriffen hatten. Der Hongkonger Sender RTHK berichtete dagegen unter Berufung auf Zeugenaussagen, eine Gruppe mit Messern bewaffneter uigurischer Männer habe versucht, Soldaten anzugreifen. "Sie haben mit ihren großen Messern auf die Soldaten eingestochen, und dann wurden sie erschossen", erklärte ein Zeuge. Hunderte Sicherheitskräfte hätten die Gegend kurz nach dem Zwischenfall abgeriegelt.
Die regierungsnahe Zeitung "China Daily" schrieb, die Polizei dürfe auf Verdächtige feuern, wenn diese bei Mord oder anderen gewalttätigen Verbrechen beobachtet würden.
Bei Unruhen zwischen muslimischen Uiguren und Chinesen in der abgelegenen Nordwest-Provinz waren Anfang Juli nach offiziellen Angaben 184 Menschen getötet worden. Laut "China Daily" kann sich die Zahl der Todesopfer noch weiter erhöhen, da von den 1680 Verletzten noch 74 in Lebensgefahr schwebten.
Regierung: Lage hat sich beruhigt
Die Zeitung berichtete weiter, die Ausschreitungen seien von langer Hand geplant gewesen. Die chinesische Regierung schreibt die Unruhen Separatistengruppen im Ausland zu. Nach den Ausschreitungen hatte ein Großaufgebot von Polizei und Militär weitere gewalttätige Proteste verhindert. Die Regierung betonte auch nach dem Vorfall vom Montag, die Situation in der Region habe sich beruhigt.
Minderheiten in China wie Tibeter und Uiguren fühlen sich von den Han-Chinesen, die mehr als 90 Prozent der Bevölkerung ausmachen, diskriminiert. Sie beklagen vor allem politische und kulturelle Unterdrückung durch die Zentralregierung in Peking.
Türkische Verbände klagen Peking an
Türkische Organisationen in Deutschland haben China im Zusammenhang mit den Unruhen schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. In einer in Köln veröffentlichten Erklärung verurteilten die türkischen Verbände "das Massaker, das die Volksrepublik China in der autonomen Provinz Xinjiang an den muslimischen Uiguren begeht, aufs Schärfste". "Dieses Verbrechen an der Menschheit, das vor den Augen der Weltöffentlichkeit begangen wird, darf nicht ungeahndet bleiben", heißt es in dem offenen Brief.
Die Vorfälle in der Region Xinjiang sollten "vor Ort von einer UN-Kommission untersucht werden", forderten die türkischen Dachverbände in der Erklärung, die unter anderem von der Alevitisch-Islamischen Vereinigung Deutschland, dem Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) und der Türkisch-Islamische Union (DITIB) unterzeichnet wurde. Auch sollten internationalen Hilfsorganisationen für die Versorgung der Menschen mit Hilfsgütern der Zugang zur der Region ermöglicht werden. Der Minderheit der Uiguren müssten im selben Maße Menschen- und Grundrechte gewährt werden wie allen anderen Menschen in der Region.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP