Alles beim Alten in Syrien Polizisten schießen in Demo
22.05.2012, 17:54 Uhr
Kämpfer der Freien Syrischen Armee machen sich mit ihren Granatwerfern im Norden Syriens auf den Weg zum Gefecht.
(Foto: REUTERS)
Die Waffenruhe zwischen Regierungstruppen und Aufständischen in Syrien existiert nur noch theoretisch. Die UN-Beobachter können nur vom Rand des Schlachtfeldes aus zusehen, wie der Konflikt langsam auf den Libanon übergreift. Experten halten den Plan inzwischen für gescheitert.
Bei einer Bürgerdemonstration in der ostsyrischen Provinz Deir ez-Zor soll es beim Besuch von UN-Beobachtern zwei Tote gegeben haben. Nach Angaben von Oppositionsvertretern hatten Polizisten in die Menge geschossen, als diese den internationalen Beobachtern zujubelte. Andere Informanten aus der Opposition sagten, die Regierungstruppen hätten mit Flugabwehrraketen in die Stadt geschossen.
Eine Sprecherin der Vereinten Nationen gab an, die Beobachter hätten erst beim Verlassen des Ortes Schüsse gehört. Sie hätten jedoch keine Opfer gesehen. In Syrien sind derzeit 257 UN-Beobachter im Einsatz, die die Einhaltung der seit April geltenden Waffenruhe kontrollieren sollen.
Libanesen entführt
In den Konflikt wird immer stärker auch das kleine Nachbarland Libanon hineingezogen. In Aleppo im Norden des arabischen Landes entführten Rebellen 13 schiitische Männer aus dem Libanon. Nach Angaben ihrer Familien waren die Opfer auf dem Heimweg von einer Pilgerfahrt in den Iran. Die Freie Syrische Armee habe sich zu der Entführung bekannt. Die meisten Aufständischen in Syrien sind Sunniten, während sich das Regime von Präsident Baschar al-Assad auf die schiitisch-alawitische Minderheit stützt.
Friedensplan ist nur ein "Strohhalm"
, dass ein UN-Friedensplan Chancen auf Erfolg hat. Der Plan gleiche einem "Strohhalm", an den sich die internationale Gemeinschaft klammere, heißt es im "Friedensgutachten 2012". Trotz andauernder Gewalt hatten Regierung und Opposition in Syrien zuvor versichert, am UN-Friedensplan festhalten zu wollen.
Nach einer Mitteilung der Vereinten Nationen hatten sich Vertreter der Konfliktparteien mit UN-Untergeneralsekretär Hervé Ladsous in Homs und in Damaskus getroffen. "Während des Treffens in Homs versicherten beide Seiten, am Sechs-Punkte-Plan des UN-Sondergesandten Kofi Annan festzuhalten", hieß es. Im UN-Auftrag ist derzeit in Syrien eine internationale Beobachtermission im Einsatz.
Granateneinschläge vor Damaskus
In der Hauptstadt Damaskus wurden einem Bericht des staatlichen Fernsehens zufolge fünf Menschen bei einer Explosion getötet. Es sei ein Anschlag von Terroristen gewesen, meldete der Sender und zeigte dazu Bilder eines zerstörten Restaurants. Mit dem Begriff Terroristen charakterisiert die Regierung alle Angehörigen der bewaffneten Opposition. Der nördliche Stadtbezirk Kabun, in dem sich die Explosion ereignete, ist ein Zentrum des Widerstands gegen Präsident Baschar al-Assad.
Seit mehr als 14 Monaten verlangt eine zivile Protestbewegung den Rücktritt des autoritären Assad-Regimes. Die Sicherheitskräfte unterdrückten die friedlichen Kundgebungen immer wieder mit brutaler Gewalt. Seit mehreren Monaten ist aber auch ein bewaffneter Widerstand aktiv, der sich zum Teil aus Armee-Deserteuren rekrutiert. Die Deserteure greifen immer wieder Kontrollpunkte und Streifen der Sicherheitskräfte an. Nach Schätzungen der Uno kamen seit März 2011 in Syrien mehr als 10.000 Menschen ums Leben. Die syrische Opposition spricht von mehr als 12.000 Toten.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts