Politik

Industrie und Handel optimistisch Positive Bewertung der Türkei

Industrie und Handel in Deutschland sehen Verhandlungen über einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union positiv. Nach Einschätzung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim könnte die deutsche Wirtschaft von einem Beitritt stark profitieren.

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, sagte in Berlin: "Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben es jetzt in der Hand, den Reformprozess in der Türkei zu unumkehrbar zu machen." Die Perspektive einer EU-Mitgliedschaft der Türkei "mit allen Rechten und Pflichten kann uns allen mehr Sicherheit, mehr Stabilität und mehr Wohlstand bringen." Für die deutsche Industrie sei die Türkei ein Wachstumsmarkt mit großem strategischen Potenzial.

Auch der deutsche Groß- und Außenhandel sowie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) begrüßen die Entscheidung der EU-Kommission, Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufzunehmen. Der Handel befürworte dies "aus wirtschaftlichen und politischen Gründen", erklärt der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner. Der Handel sei "von der Dynamik des Beitrittsprozesses zum gegenseitigen Nutzen überzeugt. Die Türkei habe "ihre Hausaufgaben gemacht, die eine Aufnahme von Beitrittsgesprächen rechtfertigen. Die noch offenen Punkte werden sich sicherlich im Beitrittsprozess erledigen lassen."

Bereits die Aussicht auf Beitrittsverhandlungen hat laut DIHK zum rasanten Anstieg der deutschen Exporte in die Türkei beigetragen. Im ersten Halbjahr 2004 sei das Exportvolumen um knapp 50 Prozent gestiegen. "Deutschland hat damit seine Position als wichtigster Handelspartner ausgebaut", sagte DIHK-Türkei-Experte Peter Presber. Er rechnet gleichzeitig mit steigenden Investitionen in Deutschland.

"Ähnlich wie vom Beitritt der osteuropäischen Länder dürfte Deutschland auch hier überdurchschnittlich profitieren", sagte der Leiter der ZEW-Forschergruppe Makroökonomie, Friedrich Heinemann, der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Türkei habe einen enormen Nachholbedarf an Investitionsgütern. Dieser Bereich gehöre traditionell zu den Stärken der deutschen Exportwirtschaft.

Zurückhaltend äußerten sich Unternehmen. Ein Sprecher der METRO AG sagte: "Wir begrüßen das." Deutschlands größer Handelskonzern ist bereits seit 1990 in der Türkei aktiv und betreibt dort aktuell 9 Metro-Großhandelsmärkte, 7 Real-SB-Warenhäuser und 8 Praktiker-Baumärkte. METRO-Chef Hans-Joachim Körber gehört einem Beratergremium von internationalen Investoren an, das von Premierminister Erdogan ins Leben gerufen wurde.

Ein DaimlerChrysler-Sprecher erklärte, man werde entsprechende Verhandlungen mit der Türkei wohlwollend beobachten. Der Autokonzern beschäftigt in der Türkei etwa 4.000 Mitarbeiter in der Bus- und Lkw-Produktion und "fühlt sich dort sehr wohl", wie es hieß.

Quelle: ntv.de

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