Politik

Der Osten ist Männersache Projekt gegen Abwanderung

Die Bundesregierung will mit einem neuen Förderprogramm die Abwanderung vor allem junger Frauen aus Ostdeutschland stoppen. Wolfgang Tiefensee (SPD), als Minister für die Neuen Länder zuständig, sagte "Bild am Sonntag": "Die Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 sind alarmierend. Vor allem junge Frauen wandern ab. Wir dürfen dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen." In zwei Gebieten will Tiefensee ein Modellprojekt starten.

Regionen zur Auswahl

Der Minister: "Abwanderung ist vor allem auf dem Land ein Problem. Deshalb werden wir in zwei ostdeutschen ländlichen Regionen neue Wege gehen. Dazu stellt die Bundesregierung vier Millionen Euro in den nächsten zwei Jahren bereit." Die Ost-Ministerpräsidenten haben hierfür neun Regionen vorgeschlagen: die Landkreise Ostvorpommern, Uecker-Randow (Mecklenburg-Vorpommern), Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz (Brandenburg), Kyffhäuserkreis (Thüringen), Mansfelder Land/Südharz (Sachsen-Anhalt) sowie die Regionen Oberlausitz-Niederschlesien, Westerzgebirge (Sachsen) und Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Im Juli sollen die zwei Modellregionen ausgewählt werden.

Tiefensee sagte: "Wir wollen erproben, wie wir eine gute Versorgung in dünn besiedelten Gebieten aufrecht erhalten können." Gefördert werden sollen daher unter anderem eine mobile ärztliche Versorgung, Mehrgenerationenhäuser, rollende Bibliotheken und Ruf-Busse.

Rekordabwanderung

Die Studie "Not am Mann" des Berlin-Instituts, die am Mittwoch vorgestellt wurde, hatte ergeben: Vor allem gut ausgebildete Frauen zwischen 18 und 29 Jahren fehlen in den neuen Ländern. In einigen Ost-Regionen gibt es bereits einen Männerüberschuss von 25 Prozent - Rekord in Europa.

Leiser Ruf nach Ausländern

Wegen des drohenden Mangels an Fachkräften sprach sich das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) für eine leichtere Zuwanderung qualifizierter Ausländer aus. "Ich weiß, dass sich die Bundesregierung mit dem Thema schwer tut, aber ich halte eine weitere Öffnung des Arbeitsmarktes für unvermeidlich", sagte IW-Direktor Michael Hüther dem Unternehmermagazin "ProFirma". Der Fachkräftemangel in gewerblichen Berufen habe zur Folge, dass Betriebe nicht weiter expandieren könnten. Die aktuell 50.000 unbesetzten Ingenieursstellen hätten einen direkten Wertschöpfungsverlust von 3,5 Milliarden Euro zur Folge.

Auch das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit befürwortet die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte. Der Zuzug von Hochqualifizierten begünstige Innovationen, hieß es in einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Quelle: ntv.de

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