Politik

Cavaliere in Ungnade Prozess gegen Berlusconi beginnt

Silvio Berlusconi soll mit der damals noch minderjährigen Ruby Sex gegen Bezahlung gehabt haben.

Silvio Berlusconi soll mit der damals noch minderjährigen Ruby Sex gegen Bezahlung gehabt haben.

(Foto: dpa / picture alliance)

Für den justizerprobten Berlusconi wird es der schwierigste Prozess. Ab dem 6. April muss sich der italienische Ministerpräsident wegen Prostitution Minderjähriger und Amtsmissbrauch vor Gericht verantworten. Bislang wurde dem Cavaliere alles verziehen. Doch das Maß scheint voll zu sein.

Das Material hat das Zeug zum Hollywood-Streifen. Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi muss sich ab dem 6. April vor einem Gericht in Mailand wegen der Begünstigung der Prostitution von Minderjährigen und Amtsmissbrauchs verantworten. Er soll 2010 die damals minderjährige Ruby bei Partys in seiner Mailänder Villa für Sex bezahlt haben. Die Verteidigung hat ihrerseits eine Liste mit 78 Zeugen zusammengestellt, die das widerlegen sollen. Darauf finden sich keine Geringeren als der Schauspieler George Clooney, der Fußballer Cristiano Ronaldo sowie mehrere italienische Minister. Die Affäre dürfte der bislang heikelste Prozess für den justizerprobten Cavaliere werden.

Seitens der Anwälte Berlusconis verlautete, es sei "sehr unwahrscheinlich", dass der Ministerpräsident persönlich vor Gericht erscheint. Auch die Marokkanerin mit dem Spitznamen Ruby, die in Wirklichkeit Karima el Mahroug heißt, wird wohl vorerst nicht kommen. Ohnehin dürfte es sich beim Prozessbeginn eher um die Festsetzung eines neuen Anhörungstermins als um konkrete Inhalte drehen. Doch das Interesse der Medien in aller Welt könnte größer nicht sein. Vorsorglich wurden Fernsehteams und Fotografen untersagt, am 6. April dem Prozess beizuwohnen.

Für Italiener ist Maß voll

Nun ist Berlusconi der Umgang mit der Justiz nicht neu. Derzeit laufen bereits Gerichtsverfahren gegen ihn wegen Steuerhinterziehung und Bilanzfälschung sowie wegen Falschaussagen. Doch mit der Sexaffäre um Ruby könnte das Maß nun voll sein. "Ich bezweifle, dass es Berlusconi gelingen wird, die Situation zu kontrollieren", sagt etwa der Politikexperte Franco Pavoncello von der John Cabot Universität in Rom. Die Medien würden die Gesellschaft nun "Tag für Tag" mit Details bombardieren.

Den Italienern, die dem Cavaliere seine Skandale bislang häufig verziehen haben, reicht es. Berlusconis Popularität sank im März wegen der Ruby-Affäre auf ein Rekordtief von 33 Prozent. Im Februar waren landesweit hunderttausende Frauen für ihre Würde auf die Straße gegangen und hatten gegen das Bild der Frau in Italiens Politik und Medien protestiert.

Selbst Berlusconi schafft keine 33 Frauen

Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben nun Informationen über 33 Frauen, die an Orgien und Partys in der Villa des 74-Jährigen in Arcore teilgenommen haben sollen. Sie alle sollen befragt werden. "Es ist eine Sache, Gerüchte in den Zeitungen zu lesen, aber es ist eine andere, wenn die Damen vor Gericht auspacken", sagt Pavoncello zu den "Bunga-Bunga"-Feten bei Berlusconi. Sie werden von den Ermittlern als Mischung aus "Verkleidung, Striptease und erotischen Tänzen" beschrieben, bei denen sich die Mädchen "untereinander berühren, Silvio Berlusconi berühren oder sich von ihm an intimen Stellen berühren lassen".

Berlusconi findet die Vorwürfe freilich absurd und spricht von Abendessen mit anschließender Musik. "Auch wenn ich ein Schlingel bin", sagte er Mitte März, "33 Frauen wären selbst für einen 30-Jährigen zu viel." Er bestreitet, Sex mit Ruby gehabt zu haben und weist auch Vorwürfe zurück, sein Amt missbraucht zu haben, um im Mai 2010 Rubys Freilassung zu erwirken, als diese wegen Diebstahlsverdachts in Polizeigewahrsam war.

Auf die Begünstigung der Prostitution Minderjähriger stehen in Italien bis zu drei Jahre Gefängnis, für Amtsmissbrauch könnte Berlusconi zwölf Jahre Haft bekommen. Drei Richterinnen werden nun über das Schicksal des Cavaliere befinden.

Quelle: ntv.de, Mathieu Gorse, AFP

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