Polizei nimmt Sympathisanten fest Pussy Riot will weiter protestieren
15.08.2012, 18:04 Uhr
Pussy Riot proben.
(Foto: dpa)
Ungeachtet des nahenden Prozesses möchte die Punkband Pussy Riot weiter gegen Russlands Präsidenten Putin protestieren. "Wir müssen noch stärker werden, vielleicht auch noch dreister", sagt eine Musikerin. Unterdessen geht die Polizei wieder hart gegen demonstrierende Sympathisanten vor.
Die russische Band Pussy Riot plant weitere Protestaktionen gegen Präsident Wladimir Putin und bittet um Unterstützer. Trotz der möglichen Verurteilung von drei Musikerinnen würden die Proteste fortgesetzt, sagten Mitglieder der Band. "Es ist hart für uns, ohne sie zu sein. Wir spüren das, aber es bedeutet für uns nur eins: Wir müssen noch stärker werden, vielleicht auch noch dreister", sagte eines der weiblichen Bandmitglieder, die anonym bleiben wollten.
Mit Blick auf den Prozess gegen die drei inhaftierten Musikerinnen, in dem am Freitag ein Urteil erwartet wird, sagte ein anderes Mitglied: "Wir haben uns für diesen Weg entschieden. Natürlich ist es sehr gefährlich, das wissen wir. Und wir wollen brenzlige Situationen in Zukunft vermeiden. Aber ich fürchte - und das macht etwas Angst - dass wir alle bereit sind die Konsequenzen zu tragen."
Sympathisanten vor Gericht
Derweil hat die Moskauer Polizei erneut Unterstützer der kremlkritischen Künstlerinnen festgenommen. Die Sympathisanten müssten sich wegen einer illegalen Kundgebung an der Moskauer Erlöserkathedrale in Kürze vor Gericht verantworten, teilte die Polizei der Zeitung "Nowaja Gaseta" (Online) zufolge mit. Das Blatt berichtete von fünf Festnahmen, die Behörden bestätigten deren vier. Im Prozess gegen die Pussy-Riot-Mitglieder wegen einer kremlkritischen Performance in der Erlöserkathedrale wird an diesem Freitag das Urteil erwartet.
Etwa 20 Unterstützer von Pussy Riot hielten auf den Stufen der Erlöserkathedrale Buchstaben in die Höhe, die zusammen den Bibelspruch "Selig sind die Barmherzigen" ergaben. Die Demonstranten waren mit den für die Band typischen bunten Sturmhauben maskiert. Daraufhin griff der Sicherheitsdienst der wichtigsten russisch-orthodoxen Kirche ein und hielt mehrere Teilnehmer fest, bis die Polizei eintraf. Die Wachleute seien auch gegen Journalisten vorgegangen, behaupteten Reporter.
Weltweiter Protest wächst
Auch . Die kanadische Sängerin Peaches veröffentlichte ein in Berlin gedrehtes Video mit dem Titel "Free Pussy Riot" (Freiheit für Pussy Riot). Eine von der Künstlerin initiierte Petition zur Freilassung der Punkrockerinnen hätten bereits 95.000 Menschen unterzeichnet. "Jetzt gibt es sehr viele Pussy Riots überall auf der Welt, Menschen die eine Sturmmaske aufziehen und uns unterstützen", sagt ein Bandmitglied in einem Interview. "Die Idee hinter Pussy Riot ist es, dass man uns gar nicht alle einsperren kann und wir immer mehr und mehr werden."
Bei einem weiteren Vorfall in Moskau im Mausoleum von Sowjetführer Lenin auf dem berühmten Roten Platz nahm die Polizei bereits am Dienstag einen Mann fest, der am Sarkopharg des Revolutionärs Kopien von Pussy-Riot-Fotos auf den Boden geworfen hatte. Der 50-Jährige wurde zu einer Geldbuße von umgerechnet 12,50 Euro verurteilt, wie die Agentur Interfax unter Berufung auf den Sicherheitsdienst meldete.
Nach einem Punkgebet in der Erlöserkathedrale gegen Kremlchef Wladimir Putin und Patriarch Kirill am 21. Februar drohen den drei Pussy-Riot-Mitgliedern mehrere Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Rowdytum aus religiösem Hass vor. Die Organisation Amnesty International hat die jungen Frauen, von denen zwei Mütter sind, als politische Gefangene anerkannt. Putin hatte zuletzt das zuständige Moskauer Gericht aufgefordert, ein nicht allzu hartes Urteil zu fällen. Die Staatsanwaltschaft fordert drei Jahre Straflager für den knapp einminütigen Auftritt.
Quelle: ntv.de, dpa