IAEA-Bericht benötige Klärung Putin: Gibt keine Waffen in AKW Saporischschja
07.09.2022, 14:24 Uhr
Die Internationale Atomenergiebehörde fordert eine Sicherheitszone um Saporischschja. Für Moskau sind aber noch Fragen offen, welche - unbekannt.
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Die Sorge um einen nuklearen Unfall treibt die Internationale Atomenergiebehörde IAEA um. Sie fordert in einem Bericht, alle Militärtechnik auf dem Gelände des beschossenen AKWs zu entfernen. Der Kremlchef sieht aber keinen Handlungsbedarf. Vielmehr müsse die IAEA "Fragezeichen" klären.
Kremlchef Wladimir Putin hat beim Wirtschaftsforum in der östlichen Hafenstadt Wladiwostok den Vorwurf zurückgewiesen, dass Russland Waffen im Atomkraftwerk Saporischschja stationiert habe. "Im Bericht (der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA) wird von der Notwendigkeit gesprochen, Militärtechnik vom Territorium der Anlage zu entfernen. Doch auf dem Gelände des Kraftwerks ist keine Militärtechnik." Er lade westliche Journalisten ein, sich persönlich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Eigentlich sollten Berichterstatter aus dem Westen schon die Mission der IAEA begleiten. Doch nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurden sie von den russischen Besatzungstruppen nicht auf das von Moskau kontrollierte Gebiet rund um das AKW-Gelände gelassen.
Unterdessen hat der staatliche Betreiber des ukrainischen AKW Saporischschja für die Entsendung von UN-Blauhelmen zu der von Russland besetzten Anklage plädiert. Dies könne eine Möglichkeit sein, um eine Sicherheitszone an dem AKW zu schaffen und die russischen Truppen abzuziehen, sagte der Chef von Energoatom, Petro Kotyn, in einer vom ukrainischen Fernsehen ausgestrahlten Stellungnahme.
Die IAEA hatte in einem am Dienstag vorgelegten Bericht schnelle Maßnahmen gegen die "unhaltbare" Situation rund um das größte Atomkraftwerk Europas gefordert. Sie verlangte unter anderem die Einrichtung einer "Sicherheitszone" rund um das AKW, um einen Atomunfall zu verhindern. Moskau wiederum will von der IAEA eine "Klarstellungen" zu ihrem Saporischschja-Bericht. "Es besteht Bedarf an zusätzlichen Klarstellungen, da der Bericht eine Reihe von Fragezeichen enthält", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow der Nachrichtenagentur Interfax. Zu welchen konkreten Punkten Russland Nachfragen hat, erläuterte Lawrow nicht.
Moskau: Westen übt Druck auf IAEA aus
Moskau bat seinen Angaben zufolge IAEA-Chef Rafael Grossi um Aufklärung. Bereits nach der Veröffentlichung des Berichts hatte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass die Ukraine in dem Bericht nicht für die Angriffe auf das Atomkraftwerk verantwortlich gemacht worden sei. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, kritisierte zudem, der Westen habe "Druck" auf die IAEA ausgeübt. "Es ist offensichtlich, dass der Westen immer Druck (auf die IAEA) ausgeübt hat und nicht damit aufhört", sagte sie laut der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Der Chef der russischen Atomenergiebehörde Rosatom, Alexej Likatschew, sagte, Moskau werde "im ausschließlichen Kontakt mit der IAEA sein Bestes tun, um den sicheren Betrieb der Anlage zu gewährleisten".
Das Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine wird seit März von russischen Truppen besetzt. Das Kraftwerksgelände war in den vergangenen Wochen immer wieder beschossen worden. Die Ukraine und Russland machten sich gegenseitig für diese Angriffe verantwortlich. In der vergangenen Woche war ein Expertenteam der IAEA unter Leitung Grossis zu dem AKW gereist und hatte dort Untersuchungen vorgenommen. Zwei IAEA-Fachleute sollen nun dauerhaft auf dem Kraftwerksgelände bleiben.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa/AFP