"An uns willst Du es verfüttern?" Putin disst Merkel
29.05.2007, 15:59 UhrRusslands Präsident Wladimir Putin geht immer unverhohlener auf Konfrontationskurs zur deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Im Streit um polnische Fleisch-Exporte nach Russland nahm Putin nun die Beschlagnahme von fünf Tonnen angetautem Tiefkühl-Fleisch in Berlin Mitte Mai als Anlass für einen Seitenhieb auf Merkel.
"Ich treffe in den nächsten Tagen Kanzlerin Merkel beim G8-Gipfel in Deutschland. Ihr werde ich sicher nicht sagen: 'Selbst willst Du das Fleisch nicht essen, aber an uns willst Du es verfüttern'", sagte Putin bei einer Pressekonferenz in Moskau auf eine Frage nach der Entwicklung im russisch-polnischen Fleischstreit.
Die Berliner Polizei hatte am 20. Mai mitgeteilt, dass sie einen polnischen Lastwagen mit Dönerspießen und Putenfleisch sicher gestellt habe. Die Begleitpapiere seien unvollständig gewesen. Zudem seien die zulässigen Temperaturen für Tiefkühlfleisch deutlich überschritten worden, hieß es zur Begründung. "Die Beschlagnahme des polnischen Fleisches beweist doch, dass es Probleme mit dem Fleisch gibt", fügte Putin nach einem Gespräch mit dem portugiesischen Ministerpräsidenten Jos Scrates hinzu.
In dem Gespräch mit Scrates machte Putin zudem deutlich, er erwarte nach dem Ende der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ein besseres Verhältnis zur Europäischen Union. "Ich hoffe, dass Russlands Beziehungen zu seinen europäischen Partnern einen neuen Schub bekommen werden, wenn Portugal die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt", so der russische Präsident Portugal übernimmt am 1. Juli die Ratspräsidentschaft.
Putin hatte sich schon beim EU-Russland-Gipfel am 18. Mai einen offenen Schlagabtausch mit Merkel und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso geliefert. Umstritten ist insbesondere Russlands Umgang mit Oppositionellen. Aber auch darüber hinaus gibt es zahlreiche Streitpunkte zwischen beiden Seiten.
Auch nach dem jüngsten Einsatz der Moskauer Polizei gegen eine nicht genehmigten Schwulen-Kundgebung am Pfingstsonntag betonte Barroso, wie wichtig "Menschenrechte, Redefreiheit und Versammlungsfreiheit" seien. "Wir sind sehr beunruhigt über das Verhalten der Polizei in Moskau", sagte Barrosos Sprecherin am Dienstag in Brüssel. Die Grünen im Europäischen Parlament forderten Merkel auf, mit Putin beim G8-Gipfel in Heiligendamm über die Rechte Homosexueller in Russland zu sprechen.
Quelle: ntv.de