Politik

Offene Atomfragen Putin fährt nach Teheran

Der russische Präsident Wladimir Putin reist mitten im Atomstreit mit dem Iran in der kommenden Woche nach Teheran. Anlass sei das Gipfeltreffen der Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Iranische Medien hatten am Wochenende berichtet, der Kremlchef werde am 16. Oktober zu dem Fünf-Länder-Treffen in die iranische Hauptstadt reisen.

Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Kernenergie heimlich am Bau von Atomwaffen zu arbeiten und hat wiederholt schärfere Sanktionen gefordert, falls das Land seine umstrittene Urananreicherung nicht einstellt. Russland widersetzt sich als Vetomacht im Weltsicherheitsrat einer härteren Gangart gegen die Führung in Teheran.

Vor dem Hintergrund des Atomstreits hatte Washington Moskau aufgefordert, keine Nukleartechnologie an den Iran zu liefern. Moskau baut im Iran den ersten Atomreaktor in Buschehr. Allerdings ist eine Fertigstellung weiterhin nicht in Sicht. Zuletzt hatte es nach russischen Angaben Probleme bei der Finanzierung gegeben.

Komplexes Thema

Erwartet wird, dass Putin Fragen zum iranischen Atomprogramm auch mit Frankreichs Präsident Nikolas Sarkozy bei dessen Antrittsbesuch am Dienstag in Moskau erörtert. Zudem trifft der Kremlchef Ende der Woche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Wiesbaden. An diesem Freitag werden zudem die Außen- und Verteidigungsminister Russlands und der USA in der russischen Hauptstadt über die gegen den Iran gerichteten US-Raketenabwehrpläne in Mitteleuropa verhandeln. Russland lehnt den geplanten Schild entschieden ab.

Auf dem Gipfeltreffen in Teheran, an dem auch Regierungsvertreter aus Kasachstan, Turkmenistan und Aserbaidschan teilnehmen, würden sowohl regionale als auch internationale Fragen behandelt, meldeten Medien unter Berufung auf das iranische Außenministerium. Teheran hofft nach Angaben eines Ministeriumssprechers darauf, dass bis zu dem Gipfeltreffen für Buschehr eine Lösung gefunden wird.

Die Anlage in Buschehr sollte ursprünglich bereits im vergangenen September hochgefahren werden und von November an Strom liefern. Der Westen ist gegen die Fertigstellung des Kraftwerks, mit dessen Bau bereits 1975 durch die Kraftwerkunion (KWU) der Siemens AG begonnen worden war.

Kritische Stimmen

Präsident Ahmadinedschad sah sich unterdessen überraschend mit Kritik konfrontiert. In der Universität von Teheran demonstrierten rund 100 Menschen gegen ihn. Sie riefen "Tod dem Diktator", als Ahmadinedschad eine Rede hielt. Der Präsident zeigte sich nach Angaben von Augenzeugen unbeeindruckt und sprach ungerührt weiter über die Verdienste der Wissenschaft und die Probleme westlicher Demokratien.

Die Demonstranten lieferten sich ein Handgemenge mit Anhängern Ahmadinedschads, die "Danke, Präsident" riefen. Der Protest ging zu Ende, nachdem der Wagen Ahmadinedschads das Gelände verlassen hatte. Die Behörden hatten vor Beginn der Veranstaltung die Ausweise von allen Studenten kontrolliert und nur ausgewählte Personen in den Saal vorgelassen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen