Unterkühlter Empfang Putin in Bayern
11.10.2006, 10:02 UhrRusslands Wunsch nach einer starken Beteiligung am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS wird von Bayern strikt abgelehnt. Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Mittwoch in München, bei Unternehmen in strategischen Industrien wie der EADS gebe es gewisse Grenzen für Beteiligungen. "Wir müssen auf beiden Seiten diese Grenze respektieren", sagte Stoiber.
Zum Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen unterstützte er Ideen aus der Europäischen Union für eine Freihandelszone mit Russland, wie sie auch von Putin befürwortet wird. Russlands Präsident betonte nach dem Treffen mit Stoiber die Bedeutung von Kooperationen in Wissenschaft und Forschung für sein Land.
Bei Putins Besuch in Bayern stand der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen im Vordergrund. So traf sich der russische Präsident mit Vorstandschefs zahlreicher deutscher Konzerne, darunter Siemens-Chef Klaus Kleinfeld und EADS-Chef Thomas Enders.
"Es gibt gewisse Grenzen"
Putin hatte zuletzt Interesse an einem höheren Anteil an EADS signalisiert, dem Mutterkonzern des Flugzeugherstellers Airbus. Eine russische Staatsbank hatte zuletzt gut fünf Prozent der EADS-Anteile erworben. Stoiber hatte "natürlich um Verständnis gebeten dafür, dass bei bestimmten strategischen Industrien es natürlich auch gewisse Grenzen für gegenseitige Beteiligungen gibt", sagte Stoiber. Eine der EADS-Zentralen ist nahe München angesiedelt.
Die Führung des EADS-Konzerns hatte eine starke Rolle Russlands im Unternehmen ebenfalls abgelehnt. Umgekehrt ist EADS mit zehn Prozent am russischen Kampfflugzeughersteller Irkut beteiligt und gilt als ein möglicher Partner einer neuen russischen Holding-Gesellschaft, in der die Luftfahrtindustrie des Landes gebündelt werden soll.
Unterkühlter Empfang
Bei seinem Eintreffen in der bayerischen Landeshauptstadt war Putin kühl empfangen worden. Nur einige hundert Passanten beobachteten die Ankunft des russischen Präsidenten vor der Münchener Residenz, wo Putin zu Fuß an Trachtengruppen und Gebirgsjägern vorbeiging. Aus den Reihen der Schaulustigen war kaum Applaus zu hören, zweimal schallte der Ruf "Mörder" über den Platz.
Schon am Vortag hatte es in Dresden wegen der Ermordung der regierungskritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja Proteste gegen Putin gegeben. Die Journalistin der Tageszeitung "Nowaja Gaseta" war am Samstag erschossen worden. Putin hatte den Mord als Gräueltat verurteilt und die Aufklärung zugesichert.
Quelle: ntv.de