Siegesparade auf Rotem Platz Putin kritisiert Estland
09.05.2007, 15:53 UhrBei den russischen Feiern zum 62. Jahrestag des Kriegsendes hat Präsident Wladimir Putin Kritik an der Verlegung eines sowjetischen Kriegerdenkmals in Estland geübt. "Wer die Denkmäler der Kriegshelden entweiht, beleidigt auch das Volk und sät Streit und Misstrauen zwischen den Staaten und Menschen", sagte Putin bei der Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau vor 7000 aufmarschierten Soldaten. Russland verbitte sich jeden Versuch, die Geschichte des Zweiten Weltkrieges umzuschreiben.
Die "Ideologie der Konfrontation und des Extremismus" sei heute ebenso gefährlich wie Mitte des 20. Jahrhunderts. "Nur mit einem gemeinsamen Verantwortungsgefühl und einer gleichberechtigten Partnerschaft lassen sich Versuche abwehren, einen neuen militärischen Konflikt zu provozieren", führte der Kremlchef aus. Die russische Führung hatte Forderungen von Militärs abgelehnt, wie zu Sowjetzeiten Panzer bei der Parade auffahren zu lassen.
Bedrohung von außen?
In Russland mehren sich die Behauptungen, das Land werde zunehmend von außen bedroht. Als Beleg dafür werden die jüngsten Konflikte mit mehreren NATO-Staaten aufgeführt, darunter auch der Streit um die US-Raketenabwehrpläne. Beobachter sehen in dieser Stimmung aber auch den Versuch, Putin gegen seinen erklärten Willen zu einer in der Verfassung nicht vorgesehenen dritten Amtszeit zu drängen. Anfang der Woche hatte die stellvertretende Vorsitzende der Staatsduma, Ljubow Sliska, gefordert, Putins Amtszeit wegen der "wachsenden Bedrohung der russischen Souveränität durch das Ausland" zu verlängern.
Keine Angst vor Russland
In Deutschland herrscht trotz Putins Ankündigung, den KSE-Abrüstungsvertrag auszusetzen, nur wenig Furcht vor einem wiedererstarkten Russland. In einer Umfrage im Auftrag des Hamburger Magazins "stern" sagten 59 Prozent, dass ihnen Russlands Streben nach wirtschaftlicher und weltpolitischer Macht keine Angst mache. Ein Drittel (32 Prozent) äußerte, Russlands Entwicklung mache ihnen "etwas Angst".
Am 8. oder 9. Mai 1945
Im Gegensatz zum Westen wird in Russland traditionell am 9. Mai das Ende des Zweiten Weltkrieges gefeiert. Am frühen Morgen des 9. Mai 1945 hatte das Großdeutsche Reich im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst, zwei Tage nach Unterzeichnung der ersten Gesamtkapitulation in Reims, die Waffen gestreckt. Der Waffenstillstand war in beiden Urkunden auf den 8. Mai, 23.01 Uhr festgesetzt. Die Unterzeichnung in Berlin erfolgte jedoch erst kurz nach Mitternacht am 9. Mai um 0.16 Uhr. Die Uhr am Moskauer Kreml zeigte sogar schon 2.16 Uhr.
Auch in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken wurde am Mittwoch mit Paraden und Konzerten des Sieges über Hitler-Deutschland vor 62 Jahren gedacht. Die Rote Armee habe die Menschheit vom Faschismus befreit, sagte der autoritär herrschende weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko. Er verurteile die "Verhöhnung" der Kriegshelden in Estland. Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko nutzte die Feiern zum 9. Mai, um die Einheit des Landes nach der wochenlangen Verfassungskrise zu beschwören. Im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt Sofia legten Vertreter der aus den früheren Kommunisten hervorgegangenen Sozialisten einen Kranz am Ehrenmal der Sowjetarmee nieder. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Alexi II. pries Bulgarien wegen des Erhaltes der Sowjetdenkmäler.
Quelle: ntv.de