Politik

Großfürst Wladimir lässt grüßen Putin und Xi vor beziehungsreichem Bild

Das Bild, vor dem Präsident Xi und Kremlchef Putin einander zuprosten, zeigt einen Wolodymyr beziehungsweise Wladimir, der einst in Kiew regierte. Die Szene ist als Signal und Drohung zu verstehen.

Zu jedem ordentlichen Staatsbesuch gehört ein Staatsbankett, und auch der chinesische Präsident Xi Jinping hat bei seinem dreitägigen Besuch in Moskau eines bekommen. Es fand am Dienstagabend im Facettenpalast im Kreml statt, einem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert, in dem schon die Zaren Empfänge gegeben hatten, und dauerte nach Angaben der Nachrichtenagentur AP sechs Stunden.

Fotos der Veranstaltung zeigen Putin und Xi in einem Saal allein an einem runden Tisch, an dem sie Reden halten und sich schließlich einander zuprosten. Sie sitzen dabei vor einem Wandgemälde aus dem Jahr 1882, das sicher nicht zufällig als Hintergrund ausgewählt wurde: Es zeigt Wladimir beziehungsweise Wolodymyr den Großen und seine Söhne.

525f75f2fa65db55e27e9cbd0d16ed6f.jpg

Putin und Xi im Festsaal des Facettenpalastes, in dem schon Iwan der Schreckliche feierte. Großfürst Wolodymyr befindet sich am dem Bild ganz links.

(Foto: AP)

Wolodymyr war um die Jahrtausendwende des Mittelalters Großfürst von Kiew. Für die ukrainisch-orthodoxe und die russisch-orthodoxe Kirche ist er ein Heiliger, da er im Jahr 988 in seinem Reich, der Kiewer Rus, das Christentum einführte. In der Kiewer Rus sehen sowohl die Ukraine als auch Russland ihre Wurzeln. Aus russischer Sicht ist die Kiewer Rus allerdings auch ein Grund, Anspruch auf Herrschaft über das angebliche "Brudervolk" zu erheben.

Mehr zum Thema

Wolodymyr der Große hat Moskau zwar nie betreten - die Stadt gab es zu seinen Lebzeiten noch gar nicht. Für Putin ist er dennoch von zentraler Bedeutung: 2016, zwei Jahre nach Beginn des Donbass-Krieges und der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim, ließ er in der Nähe der Kremlmauer eine 16 Meter hohe Statue des Großfürsten errichten. Putin erklärte bei der Einweihung, die am russischen Nationalfeiertag stattfand, dass Fürst Wladimir den Anfang für eine geeinte russische Nation gelegt und den Weg hin zu einem starken zentralisierten russischen Staat geöffnet habe.

Im Facettenpalast feierten übrigens auch Putins historische Vorbilder Iwan der Schreckliche und Peter der Große militärische Siege. Der Toast mit Xi vor dem Bild von Wladimir und seinen Söhnen ist damit als Signal und Drohung Putins zu verstehen: China unterstützt unseren Anspruch auf die Ukraine. Ob Xi und die Volksrepublik das wirklich tun, ist allerdings noch offen.

Quelle: ntv.de

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen