Politik

Tausende demonstrieren Putschisten für Wahlen

Nach dem Militärputsch in Honduras zeigt sich die Übergangsregierung für vorgezogene Präsidentschaftswahlen zur Abwendung der Krise offen. Unterdessen gingen wieder Tausende Anhänger auf die Straße, um gegen die neuen Machthaber zu protestieren.

Interimspräsident Roberte Micheletti will nicht nachgeben.

Interimspräsident Roberte Micheletti will nicht nachgeben.

(Foto: dpa)

Solange der rechtliche Rahmen gewahrt würde, habe er "keinen Einwand", das Problem mit vorgezogenen Neuwahlen zu lösen, sagte Interimspräsident Roberto Micheletti in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa. Solange es "zum Wohl der Honduraner" sei, sei es "kein Problem", die für November geplanten Wahlen vorzuziehen.

 

Anhänger Zelayas protestieren gegen das Rückkehrverbot.

Anhänger Zelayas protestieren gegen das Rückkehrverbot.

Der Chef der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) José Miguel Insulza wird indes zu einem Krisengespräch in Honduras erwartet. Vor seiner Reise nach Honduras sagte Insulza, die Rückkehr Zelayas sei "sehr schwer" zu erreichen. "Ich kann nicht sagen, dass ich zuversichtlich bin", sagte Insulza in Guyana. "Ich werde mein möglichstes tun aber ich glaube, das alles wird sehr schwer in ein paar Tagen zu regeln sein." Die OAS hatte der Übergangsregierung in Honduras am Mittwoch eine Frist von 72 Stunden gesetzt, den gestürzten Zelaya wieder einzusetzen. Sie läuft am Samstag ab, bei Zuwiderhandlung will der Staatenbund Honduras aus seinen Reihen ausschließen.

Erneute Proteste

Gegen den Militärputsch in Honduras demonstrierten am Donnerstag wieder tausende Anhänger des gestürzten Staatschefs Manuel Zelaya. An dem Marsch durch die Hauptstadt Tegucigalpa nahmen nach Angaben der Organisatoren rund 10.000 Menschen teil. Sie riefen Parolen gegen die Entmachtung Zelayas Ende vergangener Woche und verunglimpften den Übergangspräsident Roberto Micheletti als "Goriletti". In Zentralamerika werden sowohl Leibwächter als auch Militärangehörige umgangssprachlich als "Gorillas" bezeichnet.

Auf Transparenten der Demonstranten standen Sprüche wie "Sie sprechen von Frieden und Demokratie, aber sie verüben Staatsstreiche". Etwa 20 Zelaya-Anhänger auf Motorrädern umkreisten das Parlament mit Räucherstäbchen. "Wir reinigen den Boden in Honduras, viele Ratten verstecken sich im Kongress", sagte einer von ihnen.

Unterdessen versammelten sich nach Angaben der örtlichen Presse mehr als 25.000 Anhänger der neuen Führung in der Wirtschaftsmetropole San Pedro Sula. Sie trugen Transparente mit Karikaturen von Venezuelas linksgerichtetem Staatschef Hugo Chávez und Kubas Revolutionsführer Fidel Castro, wie das Fernsehen zeigte. Caracas und Havanna unterstützen Zelayas Machtanspruch.

Klares Signal von der EU

Die Militär ist überall präsent in Honduras.

Die Militär ist überall präsent in Honduras.

Auch die schwedische EU-Ratspräsidentschaft zeigte sich in einer in Stockholm herausgegebenen Erklärung über die Lage in Honduras "tief besorgt". Sie appellierte an "alle relevanten Parteien und Institutionen" in dem mittelamerikanischen Land, Gewalt zu unterlassen und an einer schnellen und friedlichen Lösung zu arbeiten. Die EU setze sich für eine Rückkehr des gesetzmäßigen Präsidenten Manuel Zelaya ein.

Aus Protest gegen den Sturz Zelayas haben alle EU-Staaten, die in dem Land diplomatisch vertreten sind, ihre Botschafter zurückgezogen. Der spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos hatte zuvor in Madrid erklärt: "Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und die EU-Kommission werden künftig in Tegucigalpa nicht mehr mit einem Botschafter, sondern auf niedriger diplomatischer Ebene repräsentiert sein." "Dies ist ein klares Signal für die Haltung der EU und der internationalen Gemeinschaft." Die USA fuhren inzwischen ihre Militärhilfe für Honduras zurück, die Weltbank legte Kredite im Umfang von rund 282 Millionen Euro auf Eis.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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