Politik

Regierung bereitete 1983 Manuskript vor Queen sollte Rede zum Atomkrieg halten

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Im Jahr 1983 schien den Briten der Dritte Weltkrieg so nah wie nie: Die Sowjetführung verschärfte den Ton gegenüber dem Westen, auf der Insel bereitet sich die Regierung auf das Schlimmste vor. Dokumente, die jetzt öffentlich wurden, zeigen das befürchtete Szenario - und offenbaren, wie die Queen die Briten motivieren sollte.

Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges 1983 hatte die britische Regierung bereits eine Rede für Queen Elizabeth II. an die Nation zur Einstimmung auf einen Dritten Weltkrieg vorbereitet. Das geht aus Dokumenten hervor, die nach 30 Jahren Geheimhaltungsfrist in London veröffentlicht wurden. Das Skript wurde von Beamten während eines Manövers verfasst, es ist unwahrscheinlich, dass die Queen es je gesehen hat.

Die geplante Ansprache beginnt mit einer Erinnerung an die letzte vorangegangene Sendung der Queen: "Der Schrecken des Kriegs schien noch fern, als meine Familie und ich Weihnachten feierten." Weiter heißt es: "Nun breitet sich der Wahnsinn des Krieges erneut in der Welt aus und unser tapferes Land muss sich erneut darauf vorbereiten, trotz aller Widrigkeiten zu überleben."

Elizabeth II. sollte berichten, dass sie nie die Sorge, aber auch den Stolz vergessen habe, den sie empfand, als sie der Rede ihres Vaters "an jenem schicksalsträchtigen Tag im Jahr 1939" lauschte. Damit sollte sie auf die Radioansprache von König George VI. erinnern, die mit "The King's Speech" erst kürzlich verfilmt worden ist. Die Rede von Elizabeth II. sollte offenbar in ihrer Strahlkraft an die Worte des Vaters anknüpfen.

Briten rechneten mit Millionen Toten

Im Weiteren war vorgesehen, dass die Queen den persönlichen Einsatz der Königsfamilie im bevorstehenden Krieg herausstreicht. Prinz Andrew, ihr damals 23-jähriger Sohn, war damals Helikopter-Pilot der Royal Air Force. Er sei bereits im Einsatz, heißt es in dem Manuskript. Damit sollte vermutlich die Motivation an der Heimatfront gesteigert werden.

Ob die Queen die vorgesehene Rede im Fall eines Kriegsausbruchs noch hätte halten können, ist ungewiss. Schließlich stand die Welt in den Augen der Regierung womöglich vor einem nuklearen Krieg. Die nun öffentlich gewordenen Dokumente zeigen auch, mit welchen Ausmaßen die Briten rechneten. So schätzten Vertreter der British Medical Association, einer Ärzteorganisation, dass ein Nuklearangriff 33 Millionen britische Opfer fordern würde, über 1 Million allein in London.

Alkohol wird in Strömen fließen

Andere Dokumente zeigen die Anweisungen, die an einen eventuellen neuen Premier nach den Wahlen im Sommer 1983 weitergegeben werden sollten: Wie funktioniert der "Cobra Room" in der Downing Street, wie können von dort aus Nuklearraketen abgefeuert werden? In welchen Winkeln der Insel können Minister versteckt werden, um von dort nach einem sowjetischen Angriff "Embryo-Regierungen" zu bilden und beim Tod des Premiers die Kontrolle zu übernehmen?

Die Regierung entwarf zudem ein Szenario darüber, was ein Angriff der Sowjets bewirken würde: Rund eine halbe Million Menschen würden nach Wales und den Westen Englands fliehen. Die Verkaufszahlen von alkoholischen Getränken würden explodieren, Plünderungen wären zu befürchten.

Ihren Ursprung haben die Dokumente in einer Phase, in der Großbritannien stärker als sonst mit dem Ausbruch eines Nuklearkriegs rechnete. Damals berichtete der britische Botschafter in Moskau von der zunehmenden Kriegsrhetorik der Sowjets. Die Berichte versetzten die Regierung in Alarmbereitschaft.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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