Abriss statt "sicheren Einschluss" RWE verschrottet Biblis
11.05.2012, 16:49 Uhr
In 20 bis 30 Jahren ist hier wieder der Horizont sichtbar.
(Foto: dapd)
Das stillgelegte Atomkraftwerk im südhessischen Biblis soll abgerissen werden. Dieser Schritt wird offenbar dem "sicheren Einschluss", also der Versiegelung des Reaktors, vorgezogen. Der Abriss hat den Vorteil, dass AKW-Beschäftigte länger in Lohn und Brot stehen. Eine Versiegelung hätte den Abriss erst sehr viel später zur Folge.
Der Energiekonzern RWE will den Abriss des stillgelegten Atomkraftwerks Biblis nicht auf die ganz lange Bank schieben. Der Versorger wolle in den kommenden Monaten einen Antrag für die Genehmigung des direkten Abbaus der Meiler vorbereiten, teilte die Kraftwerkstochter RWE Power mit. Es werde nach den bisherigen Erfahrungen aber wohl mehrere Jahre dauern, bis die Genehmigung vorliege. Eine abschließende Entscheidung über den Abriss könne erst nach der Freigabe getroffen werden. Vorher könne die Anlage auch nicht demontiert werden.
Die beiden Atomreaktoren Biblis A und B, 1974 und 1976 errichtet, waren im vergangenen Jahr nach dem Beschluss zum Atomausstieg endgültig vom Netz gegangen. RWE forderte erneut eine Fertigstellung und Inbetriebnahme des Endlagers Konrad in Niedersachsen, das zur Aufnahme von Abfällen aus stillgelegten Kernkraftwerken notwendig sei.
Der Konzern hatte das hessische Atomkraftwerk Biblis nach der Atomwende im vergangenen Jahr stilllegen müssen. Der Versorger hatte die Kosten für den Abriss der beiden Meiler Biblis A und B auf rund 1,5 Milliarden Euro beziffert. Neben den direkten Rückbau hat der Konzern auch die Möglichkeit des sogenannten "sicheren Einschluss" geprüft. In den etwa ersten fünf Jahren ist das Vorgehen bei beiden Varianten gleich. In dieser Zeit wird der Brennstoff aus der Anlage geholt. Beim schnellen Rückbau wird jedoch anschließend sofort mit der Demontage begonnen, beim "sicheren Einschluss" geschieht dies erst nach 20 bis 30 Jahren. In dieser Zeit kann die Radioaktivität weiter abklingen.
Der schnelle Abriss hat den Vorteil, dass das bisherige Personal in dem Kraftwerk Aufgaben übernehmen könnten. "Dass RWE dem direkten Abbau den Vorzug gegenüber dem sicheren Einschluss gibt, ist ein wichtiges Signal", erklärte Landesumweltministerin Lucia Puttrich.
Quelle: ntv.de, rts/dpa