Papst-Rehabilitierungen Rabbinat sagt Termine ab
28.01.2009, 14:11 UhrDas israelische Ober-Rabbinat hat wegen der Rehabilitierung des traditionalistischen, den Holocaust leugnenden Bischofs Richard Williamson durch Papst Benedikt XVI. die offiziellen Beziehungen zum Vatikan ausgesetzt. Das Einfrieren der Kontakte sei "unbefristet", berichtete die "Jerusalem Post".
"Ohne eine öffentliche Entschuldigung und eine Rücknahme dieser Maßnahme wird es schwierig sein, den Dialog fortzusetzen", zitierte das Blatt aus einem Brief des Generaldirektors des Gremiums, Oded Weiner, an den Vatikan. Das Ober-Rabbinat sagte außerdem seine Teilnahme an einer Anfang März geplanten christlich-jüdischen Dialogrunde im Vatikan ab.
Elie Wiesel entsetzt
Der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel reagierte entsetzt auf die Entscheidung von den Holocaust-Leugner im Bischofsrang zu rehabilitieren. Damit habe Benedikt "der vulgärsten Erscheinung des Antisemitismus" Glaubwürdigkeit verliehen, sagte Wiesel. Er frage sich, was der Papst sich bei der Entscheidung gedacht habe, sagte Wiesel. Es sei beunruhigend, dass das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche wissentlich so weit gegangen sei. "Das Ergebnis der Entscheidung ist einfach: Einem Holocaust-Leugner Glaubwürdigkeit zu verleihen, bedeutet, dass es uns Juden gegenüber an Feingefühl fehlt", sagte Wiesel, der die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald überlebt hat.
Die Rehabilitierung Williamsons habe den Beziehungen zwischen Juden und Katholiken, die dank der Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. niemals so gut gewesen seien, Schaden zugefügt.
Eine unwissentliche Entscheidung des Papstes schloss Wiesel aus: "Oh nein! Die Kirche weiß, was sie tut, besonders auf der Ebene des Papstes, diesen Mann wieder aufzunehmen. Sie wissen, was sie tun, und sie taten es absichtlich. Ihre Absichten kenne ich aber nicht." Er könne dem Vatikan keinen Rat geben, wie die Dinge wieder in Ordnung gebracht werden könnten. "Der Vatikan hat die Situation herbeigeführt. Nun muss er sie auch lösen."
Papst verurteilt Holocaust-Leugnung
Papst Benedikt XVI. verurteilte indes ausdrücklich die Leugnung des Holocaust. Im Streit um Williamson, stellte der Papst klar, dass die Juden seine "vollständige und nicht diskutierbare Solidarität" genössen. Er erinnerte bei seiner wöchentlichen Generalaudienz daran, dass er mehrfach in das Vernichtungslager Auschwitz gereist sei - "eines der Lager, wo das abscheuliche Massaker an Millionen Juden verübt wurde".
Der Papst hatte am Samstag die Exkommunikation von vier Bischöfen aufgehoben, die Anhänger des 1991 verstorbenen traditionalistischen französischen Erzbischofs Marcel Lefebvre sind, darunter der Brite Williamson. Er leugnet seit Jahren das Ausmaß der Judenvernichtung und bestreitet zudem die Existenz von Gaskammern in den NS-Konzentrationslagern.
"Warnung vor dem Vergessen"
Die vier Bischöfe müssten "die Autorität des Papstes und des Zweiten Vatikanischen Konzils" anerkennen, forderte Benedikt XVI. nun bei seiner wöchentlichen Generalaudienz. Der Holocaust müsse für alle eine "Warnung vor dem Vergessen und der Negation" sein.
Williamson hatte erst kürzlich im schwedischen Fernsehen gesagt, er denke, dass "200.000 bis 300.000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben" seien, aber nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern. Das Interview wurde in Zaitzkofen bei Regensburg aufgenommen, weshalb die dortige Staatsanwaltschaft auch gegen ihn ermittelt.
Quelle: ntv.de