Politik

Der Kriegstag im Überblick Raketenbeschuss auf Kiew - Russland straft Kasachstan ab

Luftalarm in der ukrainischen Hauptstadt: Nur die Raketenabwehr bewahrt Kiew vor Schaden.

Luftalarm in der ukrainischen Hauptstadt: Nur die Raketenabwehr bewahrt Kiew vor Schaden.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Russische Raketenangriffe auf Kiew bleiben ohne Erfolg, aber Moskau meldet einen harten Schlag gegen ukrainische Kommandostrukturen. Nach der Putin-Kritik des kasachischen Präsidenten straft der Kreml den Verbündeten ab. Das britische Militär bereitet seine Soldaten für einen Bodenkrieg in Europa vor. Der 116. Kriegstag im Überblick.

Luftabwehr verhindert Beschuss von Kiew

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist erneut aus der Luft angegriffen worden - es waren Sirenen des Luftalarms und Explosionen zu hören. Nach offiziellen Angaben schoss die ukrainische Luftabwehr russische Raketen über der Stadt jedoch ab. "Im Stadtbezirk Wyschhorod waren heute Morgen Explosionen zu hören. Die Luftabwehr hat feindliche Flugziele beschossen", teilte der Militärgouverneur des Gebiets Kiew, Olexij Kuleba, auf seinem Telegram-Kanal mit. Seinen Angaben zufolge gab es keine Schäden und Verletzten in der Stadt.

Russen nehmen Charkiw ins Visier

Nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums versuchten russische Truppen, auf Charkiw vorzurücken und die Stadt erneut zu bombardieren. Die Lage nördlich von Charkiw sei ziemlich schwierig, sagte Wadym Denysenko, ein Berater des Ministeriums, im ukrainischen Fernsehen. "Russland will Charkiw zu einer Stadt an vorderster Front machen." Charkiw liegt im Nordosten und ist nach der Hauptstadt Kiew die zweitgrößte Stadt des Landes.

Moskau meldet Schlag auf ukrainische Kommandostruktur

Das russische Militär zerstörte nach eigenen Angaben mit einem Raketenangriff einen Führungsgefechtsstand der ukrainischen Streitkräfte mit hochrangigen Offizieren. "Durch den Schlag wurden mehr als 50 Generäle und Offiziere der ukrainischen Streitkräfte, darunter auch Generalstabsoffiziere und der Kommandostab des Truppenverbands 'Kachowka', der Luftlandetruppen und der Verbände vernichtet, die im Gebiet Mykolajiw und Saporischschja agieren", sagt der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Demnach lag der Führungsgefechtsstand im Gebiet Dnipropetrowsk nahe der Siedlung Schyroka Datscha, südlich der Großstadt Krywyj Rih und wurde von seebasierten Marschflugkörpern des Typs "Kalibr" getroffen.

Auf beiden Seiten steigende Tendenz zur Fahnenflucht

Die intensiven Gefechte im Donbass setzen nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten der Kampfmoral der Truppen beider Seiten zu. "Ukrainische Kräfte haben wahrscheinlich in den vergangenen Wochen unter Desertionen gelitten, allerdings ist höchstwahrscheinlich insbesondere die russische Moral weiterhin mit Problemen belastet", hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London.

Bericht: Kreml straft Kasachstan ab

Nachdem Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg auf Distanz zum Kriegskurs des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegangen war, hat Russland Beschränkungen für die Lieferung kasachischen Öls verhängt. Das meldete die "Moscow Times" auf ihrem Telegram-Kanal. Die Ausfuhr von kasachischem Öl sei im Hafen von Noworossijsk am Schwarzen Meer gestoppt worden. Angeblich seien im Hafengebiet Gegenstände gefunden worden, die Minen aus dem Zweiten Weltkrieg sein könnten.

Tokajew hatte am Freitag gesagt, Kasachstan werde die "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk nicht als selbstständige Staaten anerkennen. Das von der UN verbriefte Recht auf Selbstbestimmung kollidiere mit dem Recht von Staaten auf territoriale Unversehrtheit. Deshalb erkenne man Taiwan, das Kosovo, Abchasien oder Süd-Ossetien nicht an. "Und dieses Prinzip gilt offensichtlich auch für solche quasistaatlichen Gebiete, wie Donezk und Luhansk es sind."

Kasachstans Führung für Atomwaffenverzicht

Kasachstans Führung hat nach der Provokation in St. Petersburg am Sonntag noch einmal nachgelegt. Sie rief vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs dazu auf, bis 2045 weltweit alle Atomwaffen zu vernichten. "Der derzeitige militärische Konflikt auf dem Gebiet der Ukraine, die Gespräche über die atomare Wiederbewaffnung und gegenseitige Drohungen über die Anwendung der Atomwaffen zwingen uns mehr als je zuvor dazu, darüber nachzudenken, wie verwundbar die Menschheit und wie dringend nötig ein Verbot und die Vernichtung dieser tödlichen Waffe ist", schrieb der kasachische Außenminister Muchtar Tleuberdi in einem Artikel für die Webseite der Tageszeitung "Liter".

Britischer Generalstabschef macht mobil

Der neue Generalstabschef der britischen Streitkräfte hat Medienberichten zufolge in einem Rundschreiben an alle Soldaten die Vorbereitung auf einen Kriegseinsatz in Europa gefordert. Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine müsse sich Großbritannien auch auf weitere russische Aggressionen auf dem europäischen Festland einstellen, argumentierte General Patrick Sanders der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. "Es gibt jetzt den dringenden Zwang, eine Armee aufzubauen, die in der Lage ist, an der Seite unserer Verbündeten Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen", zitierte PA aus dem Schreiben des Generalstabschefs, der seinen Posten am vergangenen Montag angetreten hatte. Der Generalstabschef ist der ranghöchste Soldat der britischen Landstreitkräfte.

Habeck arbeitet am Gas-Sparplan

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat Maßnahmen angekündigt, um den Gasverbrauch in Deutschland zu senken und die Gas-Speicher für den Winter zu füllen. Die Lage sei ernst, sagte Habeck am Abend in Flensburg. Die Versorgungssicherheit sei aktuell gewährleistet. "Aber alles, was wir weniger verbrauchen, hilft." Statt Gas soll künftig mehr Kohle verstromt werden. "Das ist bitter, aber es ist in dieser Lage schier notwendig, um den Gasverbrauch zu senken", sagte der Grünen-Politiker weiter. Die Gasspeicher müssten zum Winter hin voll sein. Das habe oberste Priorität. Sonst wäre Deutschland "politisch erpressbar".

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Quelle: ntv.de, mau/dpa

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