Bandenmäßiger Drogenhandel Razzia gegen Remmo-Clan - zwei Festnahmen
18.02.2021, 07:58 UhrSeit dem frühen Morgen durchsuchen Einsatzkräfte der Polizei mehrere Wohnungen in Berlin und eine Lagerhalle. Sie sollen im Zusammenhang stehen mit Drogen- und Waffenhandel. Zwei festgenommene Personen sollen aus dem Umfeld des berüchtigten Remmo-Clans stammen.
Erneut hat die Polizei zu einem Schlag gegen die Clankriminalität ausgeholt. Mit einer Großrazzia und Hunderten Polizisten sowie Spezialeinsatzkommandos (SEK) gingen die Ermittler in Berlin gegen kriminelle Mitglieder des bekannten arabischstämmigen Remmo-Clans und weitere Verdächtige aus der organisierten Bandenszene vor. Hintergrund sind laut Staatsanwaltschaft unter anderem die gewalttätigen Revierkämpfe zwischen Mitgliedern des Clans und "russischen Staatsangehörigen tschetschenischer Herkunft", wie die Berliner Polizei über Twitter mitteilte. Beide Gruppen waren im November 2020 mehrfach gewalttätig aufeinander losgegangen.
Außerdem ging es um organisierten Waffen- und Drogenhandel, Körperverletzungen sowie Ermittlungen des Finanzamtes zu Steuerhinterziehungen und anderen Delikten. Zwei Verdächtige wurden den Angaben zufolge verhaftet. An den mehr als 20 Durchsuchungen unter Federführung des Berliner LKA und der Staatsanwaltschaft waren auch das Bundeskriminalamt (BKA), die Bundespolizei mit dem Spezialeinsatzkommando GSG9, die Brandenburger Polizei und die Steuerfahndung beteiligt. Unter den Festgenommenen soll auch der in Beirut geborene Nasser R. sein, wie der "Spiegel" berichtet. Bereits vor Jahrzehnten sollte er abgeschoben werden, was aber nie gelang.
Erst im Herbst und Winter wurden vier Mitglieder der Remmo-Familie wegen des Verdachts der Beteiligung an dem Juwelendiebstahl in der Dresdner Schatzkammer Grünes Gewölbe verhaftet. Ein fünfter Verdächtiger aus der Familie konnte fliehen und wurde noch nicht gefasst. Laut "Bild"-Informationen soll unter den durchsuchten Objekten der Neuköllner Kiosk sein, der Mitgliedern des Clans zugerechnet wird und im Herbst von Tschetschenen überfallen wurde, außerdem eine Lagerhalle in Neuhardenberg östlich von Berlin. Die Täter sollen Drogen in Lagerhallen in Brandenburg gebracht, in Fässer umgelagert und nach Berlin transportiert haben.
Clanrivalitäten nehmen zu
Ein führender Ermittler des Berliner Landeskriminalamtes (LKA) hatte erst kürzlich über die Konflikte zwischen rivalisierenden Gruppen gesagt, neue Banden würden seit einigen Jahren auftreten und versuchen, in den kriminellen Markt einzudringen. "Besonders Tschetschenen entwickeln sich zunehmend von der Rolle des kriminellen Dienstleisters zum kriminellen Akteur." Auch das BKA, der Brandenburger Verfassungsschutz und Berlins Innensenator Andreas Geisel hatten vor künftigen blutigen Revierkämpfen gewarnt.
Am 7. November 2020 überfiel eine Gruppe Tschetschenen mit Schlagstöcken und Messern einen Spätkauf in Neukölln, der mit dem bekannten Clan in Verbindung stehen soll. Es gab mehrere Verletzte. Noch am gleichen Abend und am nächsten Tag prügelten Männer am Bahnhof Gesundbrunnen im Norden Berlins auf Männer aus der tschetschenisch-russischen Szene ein. Dann tauchten im Internet Fotos und ein Video von einem angeblichen Friedensgespräch zwischen Abgesandten der gegnerischen Banden und einem prominenten Boxer als Vermittler auf.
Verschlüsselter Chat geknackt
Clan- und andere organisierte Kriminalität ist seit längerem in Berlin und in anderen Bundesländern ein Thema. Vor zwei Jahren stellten der Berliner Senat und die Kriminalpolizei einen Fünf-Punkte-Plan gegen die Clankriminalität vor. Die aktuellen Durchsuchungsbeschlüsse sollen laut Medienberichten auch mit der Entschlüsselung des Kurznachrichtendienstes EncroChat, der vor allem von Kriminellen genutzt wurde, zusammenhängen. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich war es im vergangenen Jahr gelungen, mehr als 20 Millionen geheimer Nachrichten abzuschöpfen.
60.000 Teilnehmer hätten den aufwendig verschlüsselten Chatdienst genutzt. Die Kriminellen fühlten sich bei ihrer Kommunikation sehr sicher, weil es hieß, die Technik sei nicht zu knacken. Das Eindringen in die technische Infrastruktur des Anbieters habe dann "Schockwellen durch organisierte Verbrecherbanden quer durch Europa" geschickt, hieß es von der Justiz. Es gab in verschiedenen Ländern bereits Hunderte Festnahmen, Drogen und Bargeld in Millionenhöhe wurden beschlagnahmt. Auch das deutsche BKA soll Millionen Chatnachrichten zum Auswerten erhalten haben.
Quelle: ntv.de, jug/dpa