Ungarns Roma als Feindbild Rechter Mob marschiert
18.10.2012, 01:04 Uhr
Sie wollen "die Besseren" sein.
(Foto: REUTERS)
Die ungarische Stadt Miskolc gerät in die Negativ-Schlagzeilen. Im Plattenbau-Viertel Avas, wo viele Roma Wohnungen erwarben, machen die Rechtsradikalen mobil. Die im Budapester Parlament vertretene Partei Jobbik organisiert einen Aufmarsch gegen die Roma. Aber diese wehren sich und demonstrieren ebenfalls - gegen Rassismus.
Hunderte Rechtsextremisten sind in der ostungarischen Stadt Miskolc gegen die Roma-Bevölkerung in der Plattenbau-Siedlung Avas aufmarschiert. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte die rechtsradikale Partei Jobbik (Die Besseren), die auch im Parlament vertreten ist.
Unter den Teilnehmern waren auch uniformierte Mitglieder der verbotenen paramilitärischen Ungarischen Garde. Der Jobbik-Vorsitzende Gabor Vona erklärte in seiner Ansprache unter Anspielung auf die allgemein höhere Geburtenrate unter Roma: "Wer nicht arbeitet, soll nicht Kinder in die Welt setzen."
Mehrere tausend Polizisten sicherten die Plattenbau-Siedlung, während die Rechtsextremisten mit Fackeln durchzogen. Vor mehreren Jahren hatten Roma aus umliegenden ärmlichen Dörfern im Rahmen eines umstrittenen staatlichen Wohlfahrtsprojekts in der Avas-Siedlung günstig Wohnungen erwerben können. Die meisten von ihnen fanden jedoch in der von der Abwanderung der Industrien in Mitleidenschaft gezogenen Großstadt Miskolc keine Arbeit.
Vor dem Aufmarsch der Rechtsradikalen hatten mehrere hundert Roma gegen den Rassismus und gegen die Diskriminierung der Roma in Ungarn demonstriert. Sie riefen Parolen wie "Nieder mit Jobbik!" und "Wir sind hier zu Hause!" Auf Spruchbändern hieß es: "Wir wollen Frieden, Gerechtigkeit und ein Ungarn ohne Nazis".
Es handelte sich um eine der größten Demonstrationen der diskriminierten Roma-Minderheit in Ungarn seit Jahren. Die Polizei hatte die Kundgebung unter der Bedingung genehmigt, dass sie vor Beginn des Jobbik-Aufmarschs zu Ende sein müsse.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP