Politik

Das dicke Problem Regierung gegen Übergewicht

Mit besserer Ernährung und mehr Bewegung will die Bundesregierung die Bürger gesunder machen. Das Kabinett verabschiedete am Mittwoch in Berlin Eckpunkte für einen nationalen Aktionsplan "Gesunde Ernährung -Schlüssel für mehr Lebensqualität". Die Vermeidung von Bewegungsmangel und Übergewicht sowie der damit verbundenen Krankheiten sei eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte, heißt es in dem Konzept, das Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und Verbraucherschutzminister Horst Seehofer vorstellten.

Bis 2020 sollten 20 Prozent weniger Menschen Übergewicht haben und sich mehr bewegen, sagte Schmidt. "Wir wollen das Ernährungs-und Bewegungsverhalten nachhaltig verbessern." Der Aktionsplan soll im kommenden Jahr stehen.

Auslöser der Initiative ist eine Studie, nach der die Deutschen dicker sind als alle anderen Europäer. So sind in Deutschland rund 37 Millionen Erwachsene und rund zwei Millionen Kinder und Jugendliche zu dick. Übergewicht und Fettleibigkeit seien maßgeblich verantwortlich für Zivilisationskrankheiten, heißt es in dem Papier. Ein Viertel der Erwachsenen leidet an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem gibt es rund vier Millionen Diabetiker. Die Kosten ernährungsbedingter Krankheiten werden auf mehr als 70 Milliarden Euro veranschlagt.

Ernährung als Schulfach

Um das Ernährungs-und Bewegungsverhalten der Deutschen bis 2020 nachhaltig zu verbessern, sollen Bildung und Information über diese Themen intensiviert werden. Die Verpflegung in Kantinen, Schulen und Kindertagesstätten oder Krankenhäusern muss aus Sicht der Bundesregierung ebenso verbessert werden wie im gastronomischen Bereich. "Es wäre gut, wenn in der Schule Ernährung und gesundes Verhalten im Unterricht einen Stellenwert bekämen", sagte Schmidt. Kinder würden heute nicht zu viel essen, sondern falsch mit zu viel Süßem ernährt. Im beruflichen und privaten Umfeld müsse es mehr Anreize für Sport geben.

Seehofer: Kein erhobener Zeigefinger

Seehofer betonte, mit dem Aktionsplan wolle die Regierung keine neuen Verbote erlasen. Es gehe nicht um einen Feldzug gegen bestimmte Lebensmittel oder Einrichtungen, sondern um Aufklärung und Hilfe für die Bevölkerung. "Wir wollen nicht den Zeigefinger heben, sondern ein Stück bessere Lebensqualität durch Eigenverantwortung der Menschen erreichen."

Im Eckpunktepapier wird eine klarere und verständlichere Kennzeichnung von Lebensmitteln gefordert. Seehofer äußerte sich aber skeptisch über Vorschläge wie den seiner Amtsvorgängerin Renate Künast (Grüne), ein Ampelsystem mit grünen, gelben und roten Kennzeichnungen einzuführen. Eine rote Kennzeichnung lasse den falschen Eindruck entstehen, ein Produkt gefährde die Gesundheit und solle nicht gekauft werden, sagte der Minister. Erreicht werden müsse aber eine Hilfestellung für einen maßvollen Konsum.

Kritik aus der Opposition

Oppositionsparteien kritisierten die Eckpunkte als zu unkonkret. Die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Höfken, forderte ein ehrgeizigeres Maßnahmepaket. Die Liste ihrer Forderungen sieht unter anderem vor, Verkaufsautomaten mit dick machenden Nahrungsmitteln aus Schulen und Jugendeinrichtungen zu verbannen sowie den Gesundheits-und Breitensport stärker zu fördern. Die FDP vermisste klare Aussagen zu Werbeverboten, steuerpolitischen Lenkungsmaßnahmen und zur Umsetzung der Pläne. Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte ein gesetzliches Verbot, für Süßigkeiten zu werben. "In Schweden wäre es nicht denkbar, dass ein Thomas Gottschalk für Gummibärchen wirbt", sagte Foodwatch-Chef Thilo Bode der "Frankfurter Rundschau".

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen