Leichnam obduziert Regierung kämpft für Geisel
26.07.2007, 07:09 UhrDer Leichnam des in afghanischer Geiselhaft gestorbenen deutschen Bauingenieurs ist obduziert worden. Ein Ergebnis lag nach Angaben des Auswärtigen Amtes aber zunächst nicht vor. "Die Frage nach der genauen Todesursache des Verstorbenen kann derzeit noch nicht abschließend beantwortet werden", erklärte Außenamts-Sprecher Martin Jäger. "Ein endgültiges Untersuchungsergebnis ist frühestens Ende nächster Woche zu erwarten." Die Leiche sei in Köln obduziert worden.
Für den mit ihm entführten deutschen Kollegen zeichnet sich auch mehr als eine Woche nach seiner Verschleppung keine Freilassung ab.
Die Leiche des 44-Jährigen war am Mittwochabend an Bord einer Bundeswehrmaschine nach Deutschland übergeführt worden. Der Ingenieur war vermutlich an den Strapazen der Geiselhaft gestorben. Allerdings wurden bei einer ersten Untersuchung des Leichnams in Kabul auch mehrere Schusswunden festgestellt. Unklar ist bislang, ob die Schüsse die Todesursache sind oder erst auf den Toten abgefeuert wurden. Der Mann litt an Diabetes.
Korrespondenten vor Ort berichteten am Mittwochabend von zähen Verhandlungen über eine mögliche Freilassung des Ingenieurs. Die Entführer würden mit der afghanischen Regierung verhandeln. Direkte Gespräche mit der Bundesregierung gebe es nicht. Der Geisel gehe es den Umständen entsprechend gut. Der Krisenstab im Auswärtigen Amt bemüht sich weiter intensiv um die Freilassung des Mannes und steht nach Angaben von AA-Sprecher Martin Jäger in engem Kontakt mit der afghanischen Regierung.
Vollen Namen genannt
Allerdings wurde nach einem Bericht der "Münchner Merkur" Kritik an Außenminister Frank-Walter Steinmeier laut, der in einem TV-Interview zur Geiselkrise den vollen Namen des lediglich als Rudolf B. bekannten Deutschen nannte: "Ich hoffe, dass die Freilassung gelingt und dass Herr B. gesund zu seiner Familie zurückkehren kann", sagte er unter Nennung des Nachnamens.
Zuvor hatte sich der Krisenstab im Auswärtigen Amt intensiv bemüht, die Identität der Geisel und seiner Angehörigen zu schützen. Seitdem der Name bekannt ist, wird laut Zeitungsbericht die in der Nähe von München lebende geschiedene Frau des Entführten, die dort mit den gemeinsamen Söhnen lebt, von Journalisten belagert. Außenpolitiker des Bundestages sprachen von einer "ärgerlichen Panne" und Ungeschicklichkeit, äußerten aber auch Verständnis für den Druck, unter dem Steinmeier in der Geiselaffäre stehe.
Verwirrung um neue Entführung
Am Vortag hatten widersprüchliche Meldungen über die Entführung eines Journalisten in Afghanistan erhebliche Verwirrung ausgelöst. Zunächst hieß es, der "Stern"-Reporter Christoph Reuter sei von radikalislamischen Taliban entführt worden, was sich aber im Tagesverlauf als falsch herausstellte. Ein dänischer Journalist afghanischer Abstammung, der im Osten Afghanistans von Rebellen kurzzeitig festgehalten wurde, ist nach Angaben des Kopenhagener Außenministeriums frei und wohlauf.
Neues Ultimatum für Südkoreaner
Die Entführer der 22 in Afghanistan verschleppten Südkoreanern haben unterdessen ihr Ultimatum zur Freilassung der Geiseln erneut verlängert. Der Sprecher der radikal-islamischen Taliban, Jussif Ahmadi sagte in Kabul, das Ultimatum laufe nun am Freitag um 12 Uhr Ortszeit ab. Man habe die Frist unter anderem verlängert, damit ein Berater des südkoreanischen Präsidenten, der in Kabul eingetroffen sei, an den Verhandlungen um die Freilassung der Geislen teilnehmen könne.
Der koreanische Präsidentenberater Baek Jong Chun will sich in Zusammenarbeit mit der afghanischen Regierung und anderen befreundeten Ländern um eine Lösung der seit einer Woche dauernden Geiselkrise einsetzen. Die einer christlichen Kirche angehörenden Südkoreaner waren vor einer Woche in der südlichen Provinz Ghasni entführt worden.
Quelle: ntv.de