Italiener wählen neuen Chef der PD Renzi will Italien reformieren
09.12.2013, 00:50 Uhr
Matteo Renzi will die italienische Politik reformieren.
(Foto: dpa)
In Deutschland sorgt das SPD-Mitgliedervotum zum Koalitionsvertrag für Debatten. In Italien darf dagegen das ganze Land den neuen Chef der Demokratischen Partei bestimmen. Die Entscheidung ist eindeutig - und trifft nicht den Kandidaten von Premier Letta.
Der Bürgermeister von Florenz, der 38-jährige Matteo Renzi, hat sich als neuer Hoffnungsträger der italienischen Politik etabliert: Bei der Wahl zum neuen Vorsitzenden der regierenden Demokratischen Partei (PD) setzte sich Renzi klar gegen seine Mitbewerber Gianni Cuperlo und Giuseppe Civati durch, die jeweils nicht einmal 20 Prozent der Stimmen erhielten. Renzi hat es sich zum Ziel gesetzt, eine grundlegende Reform der Politik in Italien herbeizuführen. Auf Twitter schrieb er nach dem Wahlsieg schlicht "Danke".
An dem Wahlgang durften sich nicht nur alle PD-Parteimitglieder, sondern alle Italiener beteiligen, die dafür einen Unkosten-Beitrag von zwei Euro zahlten. Mehr als 2,5 Millionen Bürger machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Der von der PD gestellte Regierungschef, Enrico Letta, hatte nicht Renzi, sondern Cuperlo unterstützt.
Renzi pflegt einen politischen Stil, der von US-Präsident Barack Obama und dem früheren britischen Premierminister Tony Blair inspiriert ist. Zu den Grundpfeilern seiner Politik zählen der Abbau von Bürokratie und die Verringerung öffentlicher Ausgaben.
Letta will seine Mehrheit bestätigen lassen
Der damalige PD-Vorsitzende Pierluigi Bersani hatte im Frühjahr zurücktreten müssen, nachdem er mit dem Versuch gescheitert war, mit einer äußerst knappen Parlamentsmehrheit eine Regierung zu bilden. Seither wurde die Parteiführung kommissarisch von Guglielmo Epifani ausgeübt.
Ministerpräsident Letta will am Mittwoch seine Regierungsmehrheit im Parlament bestätigen lassen, nachdem Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi mit einem Teil seiner konservativen Gefolgsleute in die Opposition gewechselt war. Letta steht seit April an der Spitze der ersten Regierung Italiens, die linke und rechte Kräfte in einem Kabinett vereint.
Der studierte Jurist Renzi wurde am 11. Januar 1975 in Florenz geboren. Im Juni 2004 erzielte er einen großen Wahlerfolg bei Regionalwahlen und stand dann an der Spitze der Provinz Florenz. Zusammen mit der Lehrerin Agnese hat er drei Kinder.
Quelle: ntv.de, mli/AFP